Salzburger Nachrichten am 11. Juni 2002 - Bereich: kultur
Moraths New York in der Galerie Fotohof



SALZBURG (SN). Als Bilder mit moralischem Gewicht und einer ästhetischen Dimension bezeichnet Arthur Miller, der Ehemann der im Januar dieses Jahrs überraschend gestorbenen Fotografin Inge Morath, die Fotografien seiner Frau. Die Galerie Fotohof stellt in einer berührenden Ausstellung Moraths Sicht von New York vor. Noch gemeinsam mit der Künstlerin haben Brigitte Blüml und Kurt Kaindl ein Buchprojekt über diese Stadt erarbeitet, das Aufnahmen von den fünfziger Jahren bis 2001 umfasst (Edition Fotohof/Otto Müller Verlag, 181 S., 36 Euro). Arthur Miller hat dafür einen sehr persönlichen Text geschrieben, der zugleich eine einfühlsame Charakterisierung von Inge Moraths Zugang zur Fotografie ist.


Die Ausstellung von etwa 130 Bildern stellt einen wesentlichen Lebens- und Arbeitsbereich von Inge Morath vor, der sie Zeit ihres Lebens beschäftigt hat. Menschen spielen darin eine zentrale Rolle. In einer unverstellten Direktheit und Aufrichtigkeit zeigt sie Bedingungen, aus denen Einzelne ihr Leben erschaffen. Als Betrachter fühlt man sich eingebunden in ein unspektakuläres Geschehen von geradezu familiärem Charakter.

Alltägliches hat darin ebenso Platz wie die Anteilnahme am Leben berühmter (Künstler-)Persönlichkeiten. Blicke auf Straßen und Parks zeigen Moraths liebevolle Zuwendung zu ihrer Stadt. Sie findet in überlegten Blickwinkeln bis hin zu stilllebenartigen, stimmungsvollen Schilderungen, etwa verschneiten Autos, ihren Niederschlag . Über die Jahre hin zeichnete Inge Morath auch Veränderungen auf (Shop Windows). Hier wird deutlich, wie sie zielgerichtet an ihrem Stadtporträt gearbeitet hat. In jüngster Zeit schuf sie dafür auch noch eine Reihe von Farbfotos, in denen sie die Atmosphäre der Stadt malerisch nuanciert. (Bis 22. Juni). -ter