DER ONLINE DIENST DER TIROLER TAGESZEITUNG
http://www.tirol.com/
Muttonen fordert Rechnungshof-Überprüfung der Albertina

Anlässlich einer weiteren Ausstellungs-Absage in der Wiener Albertina wirft SPÖ-Kultursprecherin Christine Muttonen der Museumspolitik der Bundesregierung "Versagen und Chaos" vor.

Wien (APA) - Die Finanzsituation der Bundesmuseen sei "mehr als unbefriedigend". Die Ereignisse in der Albertina, die nach der Sommerausstellung "Raffael bis Goya" aus Geldmangel nun auch die für nächstes Jahr geplante Schau "Paul Klee und seine Zeit" abgesagt hat und wo es weiters zu Kündigungen kommt, würden eine "genauere Überprüfung durch den Rechnungshof" erfordern.

"Allein die Ereignisse der letzten drei Wochen in der Wiener Albertina stellen ein Sittenbild von Planlosigkeit, Chaos und fehlender Aufsicht dar, welches dringender Untersuchung bedarf", so Muttonen am Freitag in einer Aussendung. Hier räche sich, dass die für die Museen zuständige Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V) "noch immer kein Gesamtkonzept für die österreichische Museumslandschaft" vorgelegt hat.

Es sei "verabsäumt worden, Vorgaben für ein klares Profil der einzelnen Häuser und eine bessere Koordinierung der Aktivitäten der einzelnen Museen zu definieren", meinte die SPÖ-Kultursprecherin. "Ganz abgesehen davon, dass wir uns auch international mit dieser Absage lächerlich machen, stellt sich die Frage, welche Kosten bis jetzt für das nun stornierte Ausstellungsprojekt entstanden sind", so Muttonen.

Als einen "hilflosen Hilferuf nach dem Rechnungshof" wies der Direktor der Wiener Albertina, Klaus Albrecht Schröder, im Gespräch mit der APA die Kritik der SPÖ-Kultursprecherin Christine Muttonen zurück. Von Planlosigkeit in seinem "höchst erfolgreichen" Haus könne keine Rede sein. Die Positionierung des Hauses sei schneller als erwartet gelungen. Dadurch könne das "ambitionierte Ausstellungsprogramm" adaptiert werden. Die Albertina könne es sich wegen Geldmangels nicht leisten, parallel zwei wichtige Ausstellungen zu machen.

Wenn die nun abgesagte Paul Klee-Ausstellung wie vorgesehen gleichzeitig mit der geplanten Rembrandt-Ausstellung (2. April bis 4. Juli 2004) gezeigt worden wäre, hätten "wir die doppelten Kosten, aber sicher nicht den doppelten Ertrag gehabt", so Schröder. Ursprünglich habe er ein so ambitioniertes Programm aufgestellt, um die Albertina international innerhalb von drei Jahren als ein Haus mit einer Sammlung "epochaler Breite" zu positionieren. Die Erfolge der ersten Monate (man rechnet in der Albertina damit, im ersten Jahr die 500.000-Besucher-Marke weit zu überschreiten) haben gezeigt, dass "ich das nicht brauche. Ich bin eines Besseren belehrt worden" - in einem "äußerst positiven Sinn". "Niemand hat geglaubt, dass wir so erfolgreich sein werden".

Daher werde er jetzt das Ausstellungsprogramm adaptieren und die Hauptausstellungen erweitern, jedoch keine Parallel-Ausstallungen mehr ansetzen. "Andere Bundesmuseen können sich das leisten. Wir leider nicht". Die Albertina müsse mit jeder einzelnen Ausstellung ein Plus erwirtschaften, so Schröder, der die Differenzen mit Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V) über die benötigte Budgethöhe der Albertina "nicht monatelang immer wieder aufwärmen" will. Mit der Munch-Ausstellung habe man ein Plus von einer Mio. Euro erwirtschaftet.

Die "vor Monaten" ausgesprochenen Kündigungen von Mitarbeitern seien die "äußerste Maßnahme des Sparens", jedoch sei in der Kritik nicht berücksichtigt worden, dass die Albertina gleichzeitig Personal aufnehme. Publikumsbetreuung und Sicherheitspersonal werden derzeit erweitert. Die Veränderungen im Ausstellungsplan machen Abbau in diesem Bereich, dessen Personalstand auf das "ambitionierte Ausstellungsprogramm" zugeschnitten gewesen war, nötig. "Personalstand ist kein Selbstzweck", sondern müsse den veränderten Erfordernissen angepasst werden.

Der vielfach geäußerte Vorwurf, dass die Ausstellungen der Albertina nicht auf ihre eigene Sammlung zugeschnitten seien, sei ein "Missverständnis", aus dem "ungerechtfertigte Verdächtigungen" herrühren. "Dies beruht darauf, dass die Politiker keine Vorstellung davon haben, wie breit die Sammlung der Albertina ist". Die Oppositionsparteien würden in ihrer Kritik an der Albertina versuchen, "politisches Kleingeld" zu schlagen. Vielen Politiker "aller Couleurs", die jetzt "Krokodilstränen weinen", war der Zustand der Albertina in den vergangenen Jahren "schnurzpiepegal", so Schröder.

Die abgesagte Klee-Ausstellung sei so kurzfristig angesetzt worden, weil nach der Eröffnung des Klee-Museums in Bern 2004 ein fünfjähriges Verleihmoratorium ausgesprochen und daher keine Ausstellungen möglich sein werden. Mit dieser Absage habe man sich international keineswegs "lächerlich" gemacht, wie Muttonen kritisiert. "Die Gefahr, dass wir uns lächerlich machen, besteht nur bei Unterinformation. Wenn man sich nicht auskennt, soll man bitte nicht den Rechnungshof, sondern den Albertina-Direktor anrufen".

ÖVP-Kultursprecherin Andrea Wolfmayr meint indes, dass Muttonen ihre Kritik an Gehrer "an die falsche Stelle" richte. Durch die Ausgliederung der Bundesmuseen sei eindeutig festgelegt, dass jedes Museum selbst für inhaltliche Belange verantwortlich ist. "Es zeigt sich wieder einmal, dass der Sozialdemokratie jedes Mittel recht ist, um die Arbeit der Regierung schlecht zu machen", so Wolfmayr.
2003-07-18 15:41:47