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Eremitage eröffnet neue Dependance in Amsterdam

19.06.2009 | 10:47 |  (DiePresse.com)

Die einst kleine Hermitage an der Amstel hat sich durch ihren Umzug in den renovierten Amstelhof in einen Kunsttempel verwandelt. Der Umbau kostete mehr als 40 Millionen Euro.

Freitagabend eröffnen die niederländische Königin Beatrix und der russische Präsident Dmitri Medwedew mitten in Amsterdam, am Ufer der Amstel, die neue Dependance der Eremitage. Die einst kleine Hermitage Amsterdam ist in den vollständig renovierten monumentalen Amstelhof umgezogen und hat sich somit zu einem Kunsttempel von Weltniveau gemausert. Sie wird die prächtigste und zugleich einzige eigenständig verwaltete Aussenstelle des weltberühmten Museums aus St. Petersburg sein. 

Natürlich freut sich auch die Hauptstadt des Nordsee-Königreichs. Die neue Dependance "gibt unserer Stadt neue Impulse und steht in einer Reihe mit bedeutenden Häusern wie dem Rijksmuseum, dem Stedelijk und dem Van Gogh Museum, aber auch dem Anne-Frank-Haus und der Portugiesischen Synagoge", freut sich Bürgermeister Job Cohen.

Gebäude alleine einen Besuch wert

Die Hermitage Amsterdam ist nun auf rund 900 Quadratmetern Fläche in zwei großen Sälen und 44 Kabinetten vergrößert worden. Versprochen wird ein "ganzheitliches Museumserlebnis", das sich wohl nicht nur auf die Ausstellungen alleine sondern auch auf das Gebäude mit seinem alten Kirchensaal, seinen Regentenkammern und seinem Innengarten bezieht. Das Programm sieht jährlich zwei bis drei Sonderausstellung aus den enzyklopädischen Sammlungen der Petersburger Ermitage vor.

So meint freilich auch auch das Stadtoberhaupt der Grachten-Metropol, dass die neue Hermitage "ein guter Grund für Besucher" sei, einen Tag länger in Amsterdam zu bleiben". Immerhin hat der Umbau mehr als 40 Millionen Euro gekostet. Aufgebracht wurden sie durch staatliche Zuschüsse, darunter auch Lotterie-Einnahmen, und private Sponsoren.

Kunst und Kitsch aus dem Zarenpalast

Der Titel der ersten Sonderausstellung: "Am russischen Hof: Palast und Protokoll im 19. Jahrhundert". Bis Ende Jänner 2010 vermittelt die Schau dem Besucher das Gefühl, an einer Audienz und anschließend an einem jener prunkvollen und nach einem ausgefeilten Hofprotokoll inszenierten Bälle am Zarenhof teilzunehmen. 1800 Ausstellungsstücke aus der Eremitage-Schatzkammer wurden dafür von der Newa an die Amstel gebracht. Zu sehen sind unter anderem Gemälde aus verschiedenen Zarenschlössern, Kunstmöbel europäischer Meister, schmucke Uniformen, Hunderte von Festroben, Juwelen von Fabergé, kostbare Tafelservices und der Neo-Rokoko-Flügel der letzten Zarin.

Vom Altersheim zum Kunsttempel

Der Gebäudekomplex Amstelhof war 1683 als Altenpflegeheim eröffnet worden. 14 Jahre später kam jener russische Monarch nach Holland, ohne den es Sankt Petersburg und damit die Eremitage sowie Jahrhunderte später deren Amsterdamer Ableger wohl nicht gegeben hätte. Peter der Große heuerte - völlig inkognito - auf einer Werft unweit von Amsterdam an, um den seinerzeit weltweit modernsten Schiffbau kennenzulernen.


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