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von
Julia Evers
Eine märchenhafte Klangwolke
Sängerknaben, Hubschrauber, japanische Trommler und ein wahres Märchen aus der Feder von Folke Tegetthoff: Dennoch konnte die visualisierte Linzer Klangwolke vor 30.000 Besuchern am Samstag im Donaupark nicht restlos überzeugen.

Wie die Welt zum Dorf und das Dorf zur Welt geworden ist - das erzählte Märchendichter Folke Tegetthoff in seinen "Six Tales of Time".

In 60 Minuten rekapitulierte er mit seiner geübten und einnehmenden Erzählerstimme sechs entscheidende Stufen der Entwicklung der Menschheit - von Eisenbahn, Elektrizität, Telegraf, Fernsehen und Internet. Tegetthoff blieb dabei selbst im Hintergrund und überließ das Scheinwerferlicht den Visualisierungen von Markus Beyr. Der platzierte mitten auf dem Fluss und begrenzt von zwei Leinwänden das Dorf, um dessen Geschichte sich die Klangwolke drehte - und das wegen des hohen Pegelstandes der Donau fast die gesamte Veranstaltung zum Kippen gebracht hätte.

Eine Geigenspielerin, die in schwindelerregender Höhe in weißem Tutu ihr Können zeigte und ein Überwachungshubschrauber, der die Zuschauer filmte, überraschten und erfreuten nicht nur jüngere Besucher. Laserlicht und Projektionen auf Hauswänden erfüllten Visualisierungs-Erwartungen.

Die Geschichte selbst kam eindringlich über die Donau, vor allem Einblendungen von sechs Menschen von sechs Kontinenten, die alle an einem entscheidenden Punkt ihres Lebens stehen, hielten das Interesse wach.

Musikalische Brüche

Tegetthoff schaffte es, auf dem schmalen Grat zwischen Poesie und Pathos nicht zu stürzen - und mit der Auflösung, dass in Linz produzierte Geräte-Chips das Leben der sechs Menschen in einem entscheidenden Moment schöner machten, gelang ihm am Ende noch die Kurve von Sehnsucht nach der heilen Welt von früher hin zu Fortschrittsglauben.

Für wilde Brüche sorgte hingegen das musikalische Aufgebot: Nach den Wiener Sängerknaben, japanischen "Daiko"-Trommlern und Elektro-Klängen kamen auch ziemlich zeitgenössische, ziemlich pathetische Musical-Melodien ins Spiel - und das ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, als das Dorf gerade erst Segen und Fluch des Telegrafen kennen lernte.

Es war eine positive Klangwolke, eine, die reduziert gefallen wollte und dennoch den meisten Publikumszuspruch bekam, als sie am bombastischsten war: beim beeindruckenden Feuerwerk am Ende.

OÖnachrichten vom 10.09.2007
 
   



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