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06.05.2004 - Kultur&Medien / Ausstellung
Galerie Leonhard: Multitalent

kunstraum GRaZ

GALERIE LEONHARD: MULTITALENT

Lieber Gott, lass mich ein berühmter Komponist, Dichter und Maler werden! Gerhard Rühm, Mitglied der "Wiener Gruppe", Grenzgänger zwischen den Künsten und Schöpfer so eigenwilliger Genres wie "visuelle Musik", "auditive Poesie" und "Bleistiftmusik" zeigt in Graz erstmals drei bislang hier noch nicht gesehene Werkgruppen, preislich zwischen 1800 und 3700 Euro schwankend.

Während die "Tastzeichnungen" in ihrer rhythmisierten Gestik an musikalische Improvisationen erinnern, spiegeln die "Tuschmalereien" - hier drängt sich Gerhard Rühm im O-Ton auf - "Ich entgrenzende Verschmelzungsprozesse" wider. Um einiges stärkere Bodenhaftung beweisen dagegen die Fotocollagen: mosaikengleiche Versatzstücke scheinen erotischen Szenen entsprungen. (bis 22. Mai., Leonhardstraße 3, 8010 Graz)

GALERIE SCHAFSCHETZY: LEBENDIG

"Auch eine Evolutionsgeschichte" - so der Titel von Franz Xaver Ölzants Soloshow und meint damit die eigene zwischen 1967 und 1981. Die Kleinplastiken aus Bronze spielen die Klaviatur Ölzants Formprinzipien rauf und runter. Und das will heißen: biomorph und organisch. Ob dünnlinige Raumverflechtung oder durchbrochene Schalenkonstrukte, die überraschende Assoziationen zu den Skulpturen von Tony Cragg aufweisen, immer sind die Arbeiten dieses österreichischen Bildhauers im ritualhaften Wechselspiel von Oberfläche und Volumen verwurzelt (2900-13.080 Euro). (bis 29. Mai, Färbergasse 2, 8010 Graz)

GALERIE EDITION ARTELIER: INSPIRIEREND

Mit neuen Editionen dreier extrem eigenständiger Positionen präsentiert sich zurzeit das Artelier. Irritierend zunächst Madeleine Berkhemers Siebdrucke. Denn mit welcher Ästhetik liebäugelt "Portrait of Mandy" (1500 Euro) tatsächlich? Mit der von Pornomagazinen oder jenen aus der Modewelt? Allemal radikal scheint sich die junge Niederländerin mit den sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen dieser Industrien auseinander zu setzen und all das unter schonungsloser Einbeziehung des eigenen Körpers. Michael Schusters Arbeiten kreisen um das Thema Wahrnehmung unter technischen, medialen und alltagskulturellen Vorzeichen. Das Leucht-Wandobjekt "roundshot 220, 1260O" (2530 Euro) setzt sich mit dem Ausstellungsort als Produktionsort auseinander. Mithilfe der fotografischen Rundumtechnik erzeugt Schuster ein Panoramabild und damit eine Ganzheitlichkeit, die das natürliche Sehen nie erreicht. Sabina Hörtners In-Situ-Arbeit (1320 Euro) kommt der Flüchtigkeit von Schattenwürfen gleich: Fliegende Fenstergitter aus Klebeband, frei kombinierbar und somit geschmeidig für den jeweiligen Hausgebrauch. Der an selber Adresse beheimatete Medienturm zeigt am Vorplatz eine ortsspezifische Arbeit der Künstlerin: Orange-rote Asphaltklebestreifen erzeugen hier ein grafisches Grundraster, das nachts von Laserpointern taxiert wird. Und Blinklichter aus dem obersten Turmzimmer senden rätselhafte Codes in die Nacht. (bis 28. Mai, Großmarktstraße 8b, 8020 Graz) Manisha Jothady

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