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Galerien in Wien: Zurück zum Grund der Malerei

11.04.2007 | 18:19 | MANISHA JOTHADY (Die Presse)

Minimal-Malerei aus Westen und Osten: unbekannte Marcia Hafif, falsch interpretierter Lee Ufan.

Beide scheinen sie malerische Grundlagenforschung zu betreiben: Marcia Hafif und Lee Ufan. Augenscheinliches Kennzeichen ihrer Kunst ist der Verzicht auf inhaltliche Bezüge, die Reduktion des Bildes auf Farbe, Form und Bildgrund.

Die künstlerischen Anfänge von Marcia Hafif liegen in der Pop- und Hardedge-Malerei, in den 1970er-Jahren galten die Arbeiten der 1929 geborenen Kalifornierin aber als malerische Entsprechung und Erweiterung der Minimal Art. 1984 regte sie die Schau „Radical Painting“ an und wurde damit zur Mitbegründerin der namensgleichen Stilrichtung, zu deren Eckpfeilern monochrome Farbflächen zählen, welche die Qualität von Malauftrag und Bildträger zur Geltung bringen sollen.

In der Galerie Hubert Winter ist Hafif nun mit Werken ihrer jüngsten Serie, „TGGT“ (10.000–14.000€), vertreten: Sie geht darin dem bislang wenig beachteten Aspekt der Asymmetrie innerhalb der monochromen Malerei nach. Die minimalistisch-konstruktive Präzision ihrer früheren Arbeiten verbindet sich hier mit kraftvoll beherrschter Farbigkeit. Anders als die Namen der männlichen Kollegen derselben Generation wie Robert Ryman oder Frank Stella ist jener Hafifs kaum in kunstgeschichtlichen Überblickswerken zu finden. Allein aus diesem Grund wäre es interessant, ihr Schaffen einmal umfangreicher vorgestellt zu bekommen.


Großer Einfluss auf japanische Kunst

Als Mitbegründer der avantgardistischen Mono-ha (Ding-Schule) übte Lee Ufan großen Einfluss auf die japanische Kunst der Nachfolgegenerationen aus. Die Bewegung nahm in den 70ern die internationalen Minimalismus-Tendenzen auf, doch auf der Grundlage eigener japanischer Ästhetik-Prinzipien. Geboren 1936 in Südkorea, zog Lee bereits Mitte der 50er nach Japan. Dass er gegenwärtig in der Kunsthallen-Schau „Elastic Taboos“, die einen Ausschnitt gegenwärtiger koreanischer Kunstproduktion bietet, vertreten ist, erscheint deshalb fragwürdig.

In der Galerie nächst St.Stephan zeigt der Künstler eine Reihe für ihn kennzeichnender Leinwandbilder: Seine Malmittel sind in Öl gemischte Steinpigmente und Breitpinsel. Stets ist die Beziehung zwischen Form und leerem Bildgrund sein eigentliches Thema. Seit den 90ern reduziert er in der Serie „Correspondance“ die Pinselzüge auf wenige einzelne Zeichen, die er im Bildraum schweben lässt – ein Prinzip, das sich auch in den aktuellen „Dialogues“ fortsetzt (44.000–88.000€).

Bezug auf die Kunst der Mono-ha-Bewegung, die sich der Verwendung natürlicher Materialien verschrieb, nimmt auch die Installation aus Eisen und Naturstein im Schaufensterraum der Galerie. Doch bei allen möglichen Brückenschlägen zu Minimalismus oder Arte Povera, Lee Ufans ätherisches, auch sakral anmutendes Werk hat weit mehr gemein mit Haikus und Zen als mit erwähnten westlichen Strömungen.

Hafif bis 28.4., Breite Gasse 17, Wien 7.

Lee, bis 21.4.: Grünangerg. 1/2, Wien 1.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2007)


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