Ausstellung

Beunruhigende Schönheit

von Dorothea Nikolussi-Salzer   |  17. Dezember 2010, 17:50
  • Artikelbild: "I am scared, but it is wonderful" - perfekte, irrationale 
Inszenierungen in gediegenen Räumen, eine Fotoausstellung im Innsbrucker
 FO.KU.S. - Foto: btv
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    "I am scared, but it is wonderful" - perfekte, irrationale Inszenierungen in gediegenen Räumen, eine Fotoausstellung im Innsbrucker FO.KU.S.


Die Fotografin Corinne L. Rusch ist fasziniert von der Fin-de-Siècle-Atmosphäre alpenländischer Luxushotels

In deren Noblesse entwirft sie groteske Szenerien.

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Innsbruck - Die mächtigen Grandhotels in den Alpen, stumme Zeugen einer luxuriösen, dekadenten, längst vergangenen Epoche, haben es der 37-jährigen Schweizer Fotografin Corinne L. Rusch angetan. Sie ist fasziniert von der Fin-de-Siècle-Atmosphäre der Nobelabsteigen, an denen die Zeit nicht spurlos vorübergegangen ist. Bisweilen wirken sie schäbig, und die Natur hat sich wieder Raum zurückerobert.

In dieser Kulisse wählt Rusch für ihr Projekt badrutts palace & co verschiedene Schauplätze wie die Lobby oder die Bar, allesamt Räume, die von wuchtigen Möbeln, üppigem Dekor und grässlichen Tapetenmustern beherrscht werden. Hier entwirft sie minutiös ihre grotesken Szenarien: Am desolaten Tennisplatz etwa steht traumverloren eine Tennisspielerin in schwarzen Pumps und mitten drin ein Rudel ratloser Ziegen (overtime). Schafe befinden sich hingegen im Badezimmer von wrong shepard. Auf diesem Bild sitzt ein Model auf der Bettkante, ein scharfes Licht wirft ihren Schatten riesig an die Wand. Die offenstehende Tür gibt den Blick auf sich tummelnde Schafe frei . Corinne L. Rusch, die in Guatemala geboren worden ist und an der Angewandten in Wien ihr Studium absolviert hat, entwirft in ihren Bilder einen poetischen Alltag mit starken surrealen und absurden Momenten.

Das FO.KU.S, Innsbrucks noble Adresse für zeitgenössische Fotografie, zeigt neben diesen großformatigen, rahmenlosen Prints auch Ruschs kleinere Arbeiten, beunruhigende Installationen aus der Serie thinking around - metaphors in nature. Sie drapiert leblos scheinende weibliche Körper über Haufen von Jagdtrophäen. Sie bezieht sich dabei u. a. auf den abfälligen Begriff "trophy wives" für junge, schöne Frauen in Begleitung von älteren Herren. (Dorothea Nikolussi-Salzer, DER STANDARD - Printausgabe, 18./19. Dezember 2010)

Innsbruck, FO.KU.S, BTV-Stadtforum, Mo-Fr 11-18, Sa 11-15. Bis 15. 1.

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