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Art Salzburg: Malerei im Trend

17.08.2010 | 18:59 | SABINE B.VOGEL (Die Presse)

Kunstmesse für internationale Touristen in der Festspielzeit: 30 Galerien präsentieren Gediegenes, 20 aus Österreich, acht aus Deutschland und zwei aus der Schweiz. Erstmals beteiligen sich auch Juweliere.

August ist Ferienzeit. Da schließen nicht nur die Schulen, sondern auch die Galerien. Umso mehr verwundert es, dass mitten in dieser Zeit eine Kunstmesse in Salzburg eröffnet. Aber während in Wien die Straßen leergefegt sind und man in den beliebtesten Gassen freie Parkplätze findet, wird Salzburg in diesem Monat von Menschenmassen überrannt. Auf dem Mozartsteig kommt es zu Fußgängerstaus, mit ihren Autos behindern die Touristen den öffentlichen Busverkehr, und die Gäste reißen sich in den Innenstadtlokalen um die Sessel.

 

Jerusalem-Bild um 490.000 Euro

Die Dichte internationaler Touristen ist auch der Grund, warum die Art Salzburg im August stattfindet. Prominent in der Residenz untergebracht, setzt die Messe vor allem auf die Festspielbesucher. Vorbild der Art Salzburg ist die Tefaf, „The European Fine Art Fair“, zu der die Sammler reihenweise in Privatjets nach Maastricht reisen. Während dort im Schnitt 50.000 Objekte auf einer fußballfeldgroßen Fläche von rund 260 Händlern angeboten werden, ist die Salzburger Messe allerdings eine kleine, intime Veranstaltung: 30 Galerien präsentieren hier ihre hochpreisigen Werke.

Zulassungsgrenzen für die Objekte gibt es nicht, angeboten wird eine faszinierende Mischung aus oberösterreichischen Stammtischstühlen von 1870, Bierkrügen, Silber, Juwelen, Kunst aus Afrika und Asien, russischen Ikonen, Biedermeiermöbeln und exklusiven Wanduhren. Großartig sind die seltenen Meißener Figuren-Leuchter am Stand von Röbbig, die je nach Größe um die 90.000 Euro kosten. Höhepunkt am Stand von Schütz Kunst & Antiquitäten aus Salzburg ist ein faszinierendes Werk aus dem 15. Jahrhundert, das Bild „Heiliges Land Jerusalem“ – das einzige bekannte Werk mit byzantinischen Schriftzeichen, wie der Galerist erklärt. Der Preis: 490.000 Euro.

Wenn man auf dieser Messe einen Trend ablesen kann, dann das Interesse an der Malerei. Kaum ein Stand, an dem nicht Landschaften oder Stillleben, vor allem aber Werke aus dem 20.Jahrhundert zu sehen sind: immer wieder Alfons Walde, Max Weiler, Arnulf Rainer, aber auch Andy Warhol, Picasso, Max Ernst, deutsche Expressionisten.

 

Roy Lichtenstein um 1,2 Millionen

Interessant sind die Kombinationen, wenn in der Salzburger Galerie Getreidegasse etwa Keith Haring über der Art-Deco-Kommode hängt – die Street Art ist salonfähig geworden. Überraschend sind hier auch die Preise: So kostet ein 46 x 51 Zentimeter kleines Stillleben von Roy Lichtenstein von 1993 reichlich überzogene 1,2 Mio. Euro.

2000 Besucher kamen zur Eröffnung. Großes Interesse herrschte für die Fotografien der Wiener Galerie Johannes Faber, darunter Arbeiten von Heinrich Kühn und Moriz Nähr (ein Klimt-Porträt um 36.000 Euro), und auf den Stand der Galerie Elisabeth & Klaus Thoman. „Mit dieser Messe verdienen wir den Umsatz, der uns dann die Möglichkeit für experimentelle und junge Kunst in der Galerie verschafft“, erklärt Thoman ihre eher klassische Auswahl mit Hundertwasser bis Arnulf Rainer. Intensive Verkaufsgespräche waren am ersten Abend selten – aber das Festspielpublikum hat ja Zeit, sich intensiv umzusehen, bevor Konzert und Opern rufen.


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