Der Austausch mit den Kunstjournalisten solle dazu dienen, die Grundthemen der documenta global durchzuarbeiten. "Dieses Zeitschriftenprojekt dient mir, wenn ich die Ausstellung mache, wie eine Suchmaschine", sagte der aus Berlin stammende Künstler und Theroretiker. "Mir bringt es nichts, wenn ich drei Tage in Dakar bin und vier Tage in Beirut, ich sehe da ja im Grunde nichts, außer den üblichen Verdächtigen", so Buergel. Das nun geschaffene Netzwerk stoße ihn jedoch auf künstlerische Praktiken, mit denen er nicht gerechnet habe.
"Die" Moderne in den Regionen der Welt
"Die Idee war herauszufinden, was die Moderne, die immer als universales Thema behandelt wird und unser Leben formt, in Afrika, im postsowjetischen Raum, im arabischen Raum und in Lateinamerika bedeutet", erklärte Buergel. Das Begreifen der lokalen Kontexte sei Voraussetzung dafür, zeitgenössische Kunst überhaupt verstehen zu können. Der Austausch mit örtlichen Kunstkennern ermögliche es, diese Zusammenhänge und historische Positionen in die documenta einzuflechten und zeitgenössische Kunst anschaulicher zu machen.
"Das ist ein großes Problem, was die documenta hat: Da kommen zwar Sachen aus Latein-Amerika oder Afrika, die dort etwas Bestimmtes bedeuten, aber für ein Publikum der documenta überhaupt nicht mehr verstehbar sind." Zur Vorbereitung der documenta und Verdeutlichung ihrer Inhalte plant Buergel drei documenta-Zeitschriften im Frühjahr und Herbst 2006 sowie im Frühjahr 2007. Die Beiträge sollen von den 70 an der Vorbereitung beteiligten Kunstzeitschriften kommen. "Ich denke aber, dass man durch die Ausstellung auch ohne diese Magazine zu kennen fröhlich trällernd schlendern kann und etwas davon hat."
Buergel (42) wurde vor anderthalb Jahren zum Leiter der documenta 12 bestimmt. Der gebürtige Berliner lebt in Wien und gilt als kompetenter Kunstkritiker und Theoretiker. Über seine Arbeit bei der Kunstzeitschrift "Springerin" knüpfte er Kontakte mit bedeutenden Gegenwartskünstlern. Er unterrichtet an der Kunsthochschule Lüneburg.(APA/dpa)