Schwarz-weiße Kulturgeschichte

Eine Ausstellung in der Salzburger Galerie Ropac zeigt eine Serie Fotografien aus den 60er Jahren von Dennis Hopper.
Von Roland Schöny.


Die Fotografien von Dennis Hopper sind Nahaufnahmen aus einer Welt, die die Kulturgeschichte des 20.Jahrhunderts nachhaltig geprägt hat. Als Filmfanatiker und Fotograf verkehrte Hopper seit den späten 50er Jahren in der Kunstszene von New York und Los Angeles. So kam es, dass er mit Andy Warhol, Robert Rauschenberg, Jasper Johns oder Ed Ruscha befreundet war.

Aus solchen persönlichen Bindungen ergibt sich auch das Besondere seiner Fotografien. Es sind keine beiläufigen Schnappschüsse, die lediglich dadurch Aufmerksamkeit erregen, dass eben ein paar Berühmtheiten darauf zu sehen sind.

Paul Newman, 1964 (Zum Vergrößern anklicken)
Paul Newman, 1964 (Zum Vergrößern anklicken)
Vielmehr sieht man all diesen Schwarz-Weiß-
Aufnahmen an, wie wichtig der Faktor Zeit bei der Entstehung der Bilder war. Die persönliche Nähe ermöglichte es Hopper, intime Szenen fotografisch einzufangen. Zum Beispiel einen sinnierenden Paul Newman, der nachdenklich irgendwo im Gras sitzt, während sein nackter Oberkörper vom Schatten eines Maschendrahtzaunes überdeckt ist.

Späte Wiederentdeckung

Viele der Bilder sieht er jetzt selbst zum ersten Mal, erklärt er. Das mag vielleicht verwundern. Doch wie vieles im Leben des Dennis Hopper, der Jahre brauchte, um sich nach seinem ersten Ruhm in den 70er Jahren von Alkohol- und Drogenabhängigkeit zu befreien, ist auch seine Geschichte als Fotokünstler von tragischen Nebenerscheinungen begleitet.

Andy Warhol, 1963
Andy Warhol, 1963
Anfang der 60er Jahre brannte nämlich sein Atelier ab. Danach legte er kaum Wert darauf, das Bildmaterial systematisch zu archivieren. Dieser Kleinarbeit widmete sich Dennis Hoppers Freund Walter Hobbes, der später zum Leiter des Houston Museum of Modern Art wurde.

Dass jetzt Abzüge der alten Negativstreifen angefertigt wurden, freut Hopper selbst außerordentlich. Wie er sagt, liebt er diese Bilder, weil sämtliche seiner Freunde aus den 60er Jahren sehr menschlich und weniger wie Ikonen wirken würden.

Feeling der Sixties

Roy Lichtenstein, 1964 (Zum Vergrößern anklicken)
Roy Lichtenstein, 1964 (Zum Vergrößern anklicken)
Hopper beschreibt die Atmosphäre der frühen 60er Jahre als sehr familiär. Seine Fotografien stammen aus den Jahren 1961 bis 1967, aus der Zeit nach dem Brand seines Ateliers bis zu den Dreharbeiten zum Film Easy Rider.

Kult(ur)film "Easy Rider"

"Easy Rider" wurde längst - ähnlich wie die Dokumentation des Woodstock-Festivals - zu einem der bedeutendsten kulturhistorischen Dokumente der späten 60er Jahre. Entstanden allerdings ist der Streifen aus einer Serie von Zufällen, erinnert sich Dennis Hopper. Der ganze Film sei zu 80 Prozent improvisert worden.

Peter Fonda, 1966 (zum Vergrößern anklicken)
Peter Fonda, 1966 (zum Vergrößern anklicken)
Die ursprüngliche Idee war es, einen Motorrad-Film zu drehen, wie er damals gerade in Mode war. Peter Fonda rief Dennis Hopper mitten in der Nacht an, um ihm die Story zu erzählen. Hopper fragte nur trocken nach, wie sie das Geld dafür auftreiben sollten. Am Ende schrieb Hopper neben seiner Arbeit als Regisseur und Schauspieler auch große Teile des Drehbuches.

Realität als Maßstab

Jasper Johns, 1966 (Zum Vergrößern anklicken)
Jasper Johns, 1966 (Zum Vergrößern anklicken)

Die Suche nach einer Realität, nach Bildern für das Leben in Amerika bestimmte Dennis Hoppers künstlerische Arbeit der letzten Jahre. Er will, so sagt er, die Dinge so real wie möglich zeigen. Er fotografierte unter anderem Graffities und Wände. Die Bilder, die so entstanden sind, nennt er "abstract realtity".

Digitale Unabhängigkeitserklärung

Irving Blum und Jaspar Johns, 1964 (Zum Vergrößern anklicken)
Irving Blum und Jaspar Johns, 1964 (Zum Vergrößern anklicken)
Zur Zeit arbeitet Dennis Hopper mit der Digitalkamera an einer Dokumentation über Obdachlose. Die neue Technologie gibt ihm die Möglichkeit, unabhängig zu arbeiten, sagt er, wobei auch ein wenig Enttäuschung über das heutige Hollywood durchklingt.

In diesem Zusammenhang spricht Hopper von einer kunstlosen Welt, von einer Welt, die nichts von Kunst wissen wolle. Und obwohl das Geld dafür vorhanden wäre, würden in Hollywood auch kaum Sammlungen entstehen, so der illusionslose Befund Dennis Hoppers.

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