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Goslarer Kaiserring 2003 für Südafrikaner William Kentridge

Der südafrikanische Künstler William Kentridge ist am Samstag mit dem Goslarer Kaiserring 2003 ausgezeichnet worden.

Goslar (APA) - Der Oberbürgermeister der niedersächsischen Stadt, Otmar Hesse (SPD), übergab dem Zeichner, Filmemacher und Bühnenregisseur den Ring im Odeon-Theater. Gleichzeitig wurde eine Ausstellung mit Kentridge-Werken eröffnet. Der Ring wird seit 1975 jährlich vergeben. Neben anderen wurden Henry Moore, Joseph Beuys, Christo und 2002 Jenny Holzer damit ausgezeichnet.

Der 1955 in Johannesburg geborene Künstler sprenge die traditionellen Kategorien der bildenden Künste, sagte Hesse bei der Verleihung eines der weltweit bedeutendsten Preise für moderne Kunst. Die Jury habe den in seiner Heimatstadt lebenden Kentridge als Zeichner und Filmemacher zugleich gewürdigt. Seine Kurzfilme, in denen unbelebte Objekte, menschliche Charaktere und die politische Landschaft Südafrikas in einen fließenden Zustand der (Alb-)Träumerei verschmelzen, basieren auf einer Folge von Zeichnungen. Er versuche, künstlerisch auf die gesellschaftlichen Probleme Antworten zu geben. Die Apartheid und die brutaler werdende Gesellschaft gehören zu seinen Themen.

Anders als bei herkömmlichen Zeichentrickfilmen entstehen Kentridges Werke nicht, indem er für jede Bewegungsphase ein neues, separates Bild herstellt. Stattdessen radiert er aus einem einzigen Blatt die beweglichen Elemente aus und zeichnet sie neu. Das Ergebnis sind fließende, sich stets verändernde Bilder.

Kentridge studierte in Johannesburg Politik und Kunst und in Paris Schauspiel und Theater. 1975 begann er als Schauspieler, Regisseur und Bühnenbildner mit oppositionellen Theater- und Opernaufführungen. 1997 und 2002 waren seine Arbeiten auf der documenta in Kassel zu sehen. 1999 war Kentridge in der Neuen Galerie Graz mit einer eindrucksvollen Ausstellung im Rahmen des "steirischen herbstes" vertreten.
2003-10-11 11:35:32