20.01.2003 22:05
Bewegtes Mobiliar
Die Galerie
Schafschetzy stellt Tone Fink aus
Welche Stadt der Alten Welt hätte einstmals nicht
Bekanntschaft mit Napoleon gemacht? Selbst Graz war von ihm heimgesucht, lange
noch bevor ein bunt geschecktes Spotlight auf sein kulturelles Kapital gefallen
ist, und wäre um ein Haar nebst Burg auch seinen Uhrturm dabei losgeworden,
lange noch bevor ein schwarzer Doppelgänger zum Trost durch gute Form
bereitstehen hätte können. Das bewegt natürlich jedermann, und Tone Fink
bewegt die Requisiten schreckensvoller Machtausübung akrobatisch, was das - in
filigraner Papierkaschur nachgebaute - Zeug hält, nicht ohne einzuladen, es
gleich auch so zu tun. Ein Liebesstuhl steht da bereit in gynäkologisch
eingefärbter Dekadenz, das Feldbett aber dient mehr dem Meditieren vor der
Schlacht.
Zwei "Rollrelaxer" bäumen sich, wenn auf den Kopf gestellt, wie
wilde Pferde auf, bereit zum Ritt am Großen St. Bernhard. Die kaiserliche
Notdurft wird geschluckt vom "Leibesstuhl", für leckeren Nachschub sorgt sodann
ein Roller, idealerweise voller Feldproviant und Malagawein, den auch Bonaparte
sich herzhaft munden ließ. (trag/DER STANDARD, Printausgabe, 21.1.2003)