Der transparente Raum. Eine gelungene Replik auf Valie
Exports gläserne Raumskulptur unter den Stadtbahnbögen gibt Ulrike
Lienbacher mit ihrer auf den Außenwänden aufkaschierten Photoserie
"Pin Up Übungen". Auf Klarsichtfolie transferiert, läßt sie 31 Modelle,
Männer wie Frauen, posieren, wobei sie diese durch die Wahl des
Bildausschnitts durchgängig "geköpft" und somit in ihrer Subjekthaftigkeit
neutralisiert hat. Da ragen Zehen in die Luft, Finger in den Raum,
Brustkorb oder Gesäß in die Kamera, oder man/frau tänzelt wie
Ballerinas.
Eindeutig geht es hierbei weder um eine Huldigung an den
perfekten Körper noch um Karikierung, sondern vielmehr um die analytische
Beleuchtung eines von den Medien generierten Schönheitsideals. Nicht laut
und mit unspektakulären Mitteln behauptet sich diese Inszenierung
wunderbar im Konzert aus Plakatwänden, Lichtern, vorbeifließenden
Autoströmen, wie sie die Umgebung kennzeichnen (VIII., Stadtbahnbogen
Josefstädter Straße-Uhlplatz; bis 15. September).
Galerie Hohenlohe & Kalb. Was immer der
Ausstellungstitel "say hello, wave goodbye" sagen will: in seiner
Melancholie schlägt er einen von vielen Zugängen zu dieser unprätentiösen
Schau vor. Eine Melancholie, die vielleicht mit dem Fernweh korrespondiert
- seiner Neugier auf das Andere, seiner Sehnsucht nach fremden
Geschichten, seinem kulturellen Schockpotential. Zeichnungen, Videos,
Photographien von zehn internationalen Künstlern haben Franziska Lésak und
Simon Wachsmuth dafür ausgesucht. Musik und Klänge spielen eine Rolle,
etwa bei Imogen Stidworthys polyglottem Video über zwei im
Nationaldreß singende Rumänen.
Irritierte Normalität zeigt Ines Doujak in ihren
konzeptuellen Photos. Zu gesellschaftlichen Metaphern gerinnen Ilya
Rabinovichs Photos aus Disziplinierungsanstalten.
Wenguang Wu wiederum berichtet in einem Video von
der Anreise zu einer Vernissage, die nie stattfand, ob Doku oder
Privaterzählung spielt keine Rolle. Erschreckend eindringlich zeigt der
Filmemacher Papisthione das triste Leben senegalesischer
Straßenkinder. Parastou Forouhar schließlich rekonstruiert in
Zeichnungen die Ermordung ihrer Eltern durch das persische Regime -
vielleicht die stärkste Arbeit dieser Ausstellung, die allerdings auch
in ihrer Gesamtheit als Glücksfall des Ausstellungssommers bezeichnet
werden darf (I., Bäckerstraße 3; bis 6. September).
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Die Presse | Wien