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28.08.2002 - Ausstellung
AUSGESTELLT IN WIEN von JOHANNA HOFLEITNER


Der transparente Raum. Eine gelungene Replik auf Valie Exports gläserne Raumskulptur unter den Stadtbahnbögen gibt Ulrike Lienbacher mit ihrer auf den Außenwänden aufkaschierten Photoserie "Pin Up Übungen". Auf Klarsichtfolie transferiert, läßt sie 31 Modelle, Männer wie Frauen, posieren, wobei sie diese durch die Wahl des Bildausschnitts durchgängig "geköpft" und somit in ihrer Subjekthaftigkeit neutralisiert hat. Da ragen Zehen in die Luft, Finger in den Raum, Brustkorb oder Gesäß in die Kamera, oder man/frau tänzelt wie Ballerinas.

Eindeutig geht es hierbei weder um eine Huldigung an den perfekten Körper noch um Karikierung, sondern vielmehr um die analytische Beleuchtung eines von den Medien generierten Schönheitsideals. Nicht laut und mit unspektakulären Mitteln behauptet sich diese Inszenierung wunderbar im Konzert aus Plakatwänden, Lichtern, vorbeifließenden Autoströmen, wie sie die Umgebung kennzeichnen (VIII., Stadtbahnbogen Josefstädter Straße-Uhlplatz; bis 15. September).

Galerie Hohenlohe & Kalb. Was immer der Ausstellungstitel "say hello, wave goodbye" sagen will: in seiner Melancholie schlägt er einen von vielen Zugängen zu dieser unprätentiösen Schau vor. Eine Melancholie, die vielleicht mit dem Fernweh korrespondiert - seiner Neugier auf das Andere, seiner Sehnsucht nach fremden Geschichten, seinem kulturellen Schockpotential. Zeichnungen, Videos, Photographien von zehn internationalen Künstlern haben Franziska Lésak und Simon Wachsmuth dafür ausgesucht. Musik und Klänge spielen eine Rolle, etwa bei Imogen Stidworthys polyglottem Video über zwei im Nationaldreß singende Rumänen.

Irritierte Normalität zeigt Ines Doujak in ihren konzeptuellen Photos. Zu gesellschaftlichen Metaphern gerinnen Ilya Rabinovichs Photos aus Disziplinierungsanstalten.

Wenguang Wu wiederum berichtet in einem Video von der Anreise zu einer Vernissage, die nie stattfand, ob Doku oder Privaterzählung spielt keine Rolle. Erschreckend eindringlich zeigt der Filmemacher Papisthione das triste Leben senegalesischer Straßenkinder. Parastou Forouhar schließlich rekonstruiert in Zeichnungen die Ermordung ihrer Eltern durch das persische Regime - vielleicht die stärkste Arbeit dieser Ausstellung, die allerdings auch in ihrer Gesamtheit als Glücksfall des Ausstellungssommers bezeichnet werden darf (I., Bäckerstraße 3; bis 6. September).



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