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Baustelle bei Bundesmuseen wird größer

17.10.2010 | 18:16 | BARBARA PETSCH (Die Presse)

Belvedere bis Völkerkundemuseum: Konflikt um Betriebskosten für Belvedere-Dependance beim Arsenal.

Am Montag wird im Kunsthistorischen Museum (KHM) die Ausstellung „Hans von Aachen“ eröffnet. Der fröhliche Rheinländer (1552–1615) war Hofmaler, diente Herrschern unterschiedlichen Denkens. Hans von Aachen muss nicht nur ein großer Künstler, sondern auch ein geschmeidiger Diplomat gewesen sein. Seine Talente wird demnächst auch KHM-Generaldirektorin Sabine Haag brauchen.

Die Kunstkammer wird zwar endlich neu gestaltet, aber nicht nach dem ursprünglichen Konzept Hans Hoffers, sondern nach pädagogisch-didaktischen Vorgaben, die sich Kulturministerin Claudia Schmied wünscht. Ihr Berater bei den Museumsordnungen, Dieter Bogner, früher Geschäftsführer der Museumsquartier-Errichtungsgesellschaft, ist nun auch mit der Kunstkammer befasst, über die es ein neues Gutachten gibt. Was die verschiedenen Um- und Neuplanungen wohl gekostet haben? Ganz zu schweigen von den Aufwendungen für die bescheidenen neuen Museumsordnungen, die wochenlang Spitzenkräfte aller Bundesmuseen beschäftigten?

Im „Feel Good“-Ressort Museen wollen sich Bildungsminister vom harten Kampf der Schulpolitik erholen. Wie sauer sie reagieren können, wenn es dort Wellen gibt, war letzte Woche rund um den Kulturausschuss des Parlaments zu erleben. Nachdem Margot Schindler, Direktorin des Volkskundemuseums, und Christian Feest, Direktor des Völkerkundemuseums, bei Politikern brieflich ihren Unmut abgeladen hatten, dass aus ihrem „Museum neu“ vorläufig nichts wird, soll Schmied mit Konsequenzen gedroht haben.

Es scheint, dass Feest keineswegs freiwillig das Handtuch geworfen hat. Das derzeit wegen Vorbereitung einer Ausstellung wieder geschlossene Völkerkundemuseum bleibt jedenfalls als weitere Baustelle zurück. Haag wird es interimistisch führen. Dass die lang von ihr betreute Kunstkammer ihr mehr am Herzen liegt als die Völkerkunde, ist anzunehmen. „Ethnologie-Museum neu“ und die Kunstkammer kosten circa gleich viel, wobei für die Kunstkammer aber private Geldgeber gesucht werden – was wiederum Exbankerin Schmied gefallen wird.

 

Noever wirbt um Mitarbeiter

Nach der Rebellion von Betriebsrat und Mitarbeitern hat sich MAK-Direktor Peter Noever mit der Belegschaft getroffen. Offenbar hat der 69-Jährige die Hoffnung auf eine weitere Vertragsverlängerung nach 2011 noch nicht aufgegeben.

Eine neue Kampfzone tut sich beim Belvedere auf. Wer wird die Betriebskosten für die Belvedere-Dependance im Schweizer Garten übernehmen? Belvedere oder Ministerium? „Feel Good“ bei den Museen war gestern.


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