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Hauptausgabe vom 13.03.2003 - Seite 006
HIRN MIT WITZ: Ursula Hübners Bildwelt in Kunstuni und Landesgalerie

Sie zerschneidet Mensch&Tier

VON IRENE JUDMAYER

Katzenohren hat sie abgetrennt. Sich selbst mitten durchs Gesicht geschnitten. Brüste rausgeschnipselt, Beine ab, ein Kind in drei Teile zerlegt. Alle Einzelteile durcheinandergemischt, neu zusammengesetzt. Kinderaugen zu Frauenbrust, Katzenohren wie Saugzitzen an Männerkörper geklebt.

Bevor Ihre Empörung über die Ufer schwappt: Es handelt sich bei den Zerschneidungen um Fotos! Sie sind Teil einer sehenswerten Doppelausstellung von der in Salzburg geborenen, in Wien lebenden und an der Linzer Kunstuni Malerei unterrichtenden Künstlerin Ursula Hübner.

"In einem Bild", so lautet der Übertitel ihrer Präsentation in Landesgalerie und Kunstuni in Linz. Ein treffendes Motto für diese vielschichtige Künstlerpersönlichkeit. Hübner studierte Bühnenbild und anschließend Malerei (bei Maria Lassnig), bevor sie mit dem Timelkamer Regisseur Kurt Palm und der Theatergruppe "Sparverein die Unzertrennlichen" für frische Impulse in der damals karg/ coolen Szenengestaltung sorgte.

In der Kunstuni zeigt sie jetzt anhand großformatiger Fotografien und Requisiten ihre Arbeiten für das Theater. Darunter auch das Bühnenbild zur Linzer Inszenierung der Operette "Die Blume von Hawaii". In der Landesgalerie beeindrucken kleinformatige Fotozerschneidungs-Gemälde, sogenannte "Collagen".

Collagen. Dieses Wort fasziniert mich ja immer wieder in seiner Doppelbedeutung. Hier passen beide: Ausgesprochen als "Kollaaasch" entspricht es Hübners Technik des Kombinierens unterschiedlicher Materialien. Ausgesprochen als "Kollageen" kommt es in der kosmetischen Chirurgie zum Einsatz. Beim Unterspritzen von Fältchen. Ein verändernder Eingriff, der sich durchaus in die Philosophie Hübners einklinken lässt. In ihre stark biographisch durchsetzen irritierenden Bildgeschichten in Öl und Foto auf Holz. Auch in das in den Galerieraum gebaute Riesenzimmer, das per Blick durch den "Spion" seine und unsere Perspektiven hinterfragt.

Hübner führt die Collage-Tradition der Dada-Künstlerin Hanna Höch weiter in ihre ganz persönliche Schnittstelle aus den Bereichen Malerei und Raumkunst. "Es fällt mir immer schwer, mich von einem Werk zu trennen!" - gesteht sie den OÖN auf die Frage, ob die Bilder zu kaufen sind: "Denn die haben so viel mit mir zu tun!" Diese Unmittelbarkeit des Empfindens wird auch pur transportiert.

Landesgalerie/Kunstuni Linz: bis 18. Mai. Katalogbuch: 15 Euro.

Fotos zerschnitten, neu kombiniert und Bild gemalt: eine Collage von Ursula Hübner Foto: Thaler


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