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Installation aus 141 großformatigen Bildern von Claudia Hirtl im Salzlager Hall. Foto : Zanetti

Ein Wald aus 141 Schrifttafeln

Wie fantastisch das Salzlager Hall zu bespielen ist, zeigt die aktuelle Installation von Claudia Hirtl. Sie hat 141 Bilder in die riesige Halle gehängt.

Edith Schlocker

Von EDITH SCHLOCKER
HALL. Die in Wien lebende Tiroler Malerin Claudia Hirtl mag das große Format. Jedes ihrer Bilder ist zweieinhalb mal zwei Meter groß, bemalt mit bis zu 40 Schichten Eitemperafarbe, wenn letztlich an der Oberfläche auch jeweils nur zwei Pigmente variiert werden. Die nicht mehr sichtbare, aber intuitiv spürbare Basis sind oft aber ganz andere Farben. Sie geben dem Bild Raum, einen virtuellen Körper, eine eigenartige Magie, die über das real Lesbare weit hinausgeht.

Denn Claudia Hirtl ist zwar eine fabelhafte Malerin, in Wahrheit aber eine Kalligrafin. Japanische Schriftzeichen sind die Basis ihrer vehementen Zeichensetzungen, die von dem des Japanischen nicht Kundigen wohl nur aus dem Bauch heraus zu deuten sind. Titel wären diesbezüglich vielleicht hilfreich.

Doch die Künstlerin lässt den Betrachter ihrer Bilder ganz bewusst allein, überlässt ihn seinen eigenen Emotionen, seinen Assoziationen, seinen Philosophien. Um Innen und Außen geht es in Hirtls Bildern, um Orte und Zeiten, um Helles und Dunkles, Kopf und Bauch. Reizvolle Ambivalenzen dominieren dieses Tun, ein raffiniertes Spiel mit dem Flächigen im Räumlichen, mit Stimmungen und Zeichenhaftem.

Wie einen Wald hat Claudia Hirtl ihre Ausstellung im Haller Salzlager inszeniert, die - wie immer man zur präsentierten Kunst steht - die schönste Ausstellung ist, die jemals an diesem Kunstort stattgefunden hat.
Hirtl lässt ihre Bilder als monumentale Rauminstallation quasi als 141 Teile einer Skulptur von der Decke hängen, lesbar wie ein riesiges Buch. In der Chronologie der Hängung wird die Entwicklung der Künstlerin in den vergangenen zwölf Jahren nachvollziehbar, ihr Wechsel im Farbigen, ihr Freierwerden im Formalen.
Kleinere - teilweise mehrteilige - Arbeiten von Claudia Hirtl sind in dem bisher kaum genutzten Ausstellungsraum im ersten Stock zu sehen, im ebenerdigen Dunkelraum zeigt Hirtl die Dokumentation einer Performance 1996 in Jerusalem bzw. ihr wunderschönes Künstlerbuch.

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Salzlager Hall, bis 22. Dezember, Sonntag bis Donnerstag 15 bis 19 Uhr, Freitag und Samstag 15 bis 21 Uhr
2002-12-10 16:37:52

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