Kentauren, Nymphen und Co.

"Geheimcode Arkadien" beleuchtet den Kampf zwischen apokalyptischen und arkadischen Bilderwelten, zwischen Weltuntergang und Paradies.
Von Sabine Oppolzer.


Die Ausstellung "Geheimcode Arkadien" ist ein Plädoyer für die Opulenz. Inmitten der Aula der Akademie der bildenden Künste ist eine weiße Sandinsel aufgeschüttet, auf der ein gestrandetes Schiff liegt. In den Säulengängen am Rand ist ein Parcours aufgebaut, der den Besucher von der Apokalypse bis nach Arkadien führt. Auf diesem mit Textzitaten gepflasterten Weg durchläuft man begehbare Rauminstallationen mit Bildern aus Werbung und Kunst. Die grauenhaften Bilder des apokalyptischen Jammertals, wie ein Schaf mit acht Beinen oder ein zerquetschtes Opferlamm in einer Kiste, sind in kaltes Licht getaucht.

Zweiter Frühling

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Ganz anders das Raumerlebnis vis-a-vis in Arkadien: grüne Wiesen, Blumen und Faune. Arkadien, bekannt als antiker Kunstmythos, kennt die Sünde nicht, wie der interdisziplinär arbeitende Künstler Josef Schweikart ausführt. Schweikart sieht zudem heute einen zweiten ewigen Frühling, wie es um die vorige Jahrhundertwende der Jugendstil war, auf uns zukommen. "So wie Klimt seine Pans malte, tauchen auch heute 100 Jahre später Kentauren, Nymphen und Co. in der Werbung und Kunstfotografie auf."

Daher liegt die Klammer zwischen den Jahrhundertwenden 1900 und 2000 nahe. Das meint auch Vinitla Ivanceanu, dessen breites künstlerisches Spektrum von der Lyrik über Theaterarbeit bis hin zu grenzüberschreitenden Wissenschaftsprojekten reicht. "Wir haben es heute mit einer digitalen Gründerzeit zu tun, wo der Computer von vielen als Zerstörer der alten Welt verteufelt wird."

Artifizielles Arkadien

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Das Hoffnungsland der digitalisierten Welt nennen Schweikhart und Ivancau das artifizielle Arkadien. Es verspricht ein leichtes Leben und ein Weggehen von traditionellen Arbeitsplätzen. Dieses heutige Arkadien lockt mit einer opulenten Bilderwelt und bedeutet auch, dass man quasi aus der "Mailbox lebt und mit seinem Laptop am Strand arbeitet", so Vinitla Ivanceanu.

In diesem Sinne setzen die Ausstellungsmacher Lust vor Bildung und brechen bewusst mit jedem puritanischen Kunstverständnis. Sie praktizieren die Bastardisierung von Kunstgenres und die Vermischung von Kulturkonglomeraten und Wissenschaften. Noch zu sehen bis 29. Oktober.

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