Auf die bedenkliche Sorglosigkeit im
Umgang mit Architektur weist derzeit in der MAK Galerie die Präsentation
eines Roland-Rainer-Baus hin, der durch einen Umbau zerstört werden soll:
die Stadthalle Bremen. Gegen dieses Vorhaben formiert sich Widerstand von
Seiten des Bundes Deutscher Architekten und des Bundes Deutscher
Baumeister und Ingenieure.
Ihrer Meinung nach sieht sich die Architektur heute mehr denn je
verantwortungslosen Entscheidungsträgern ausgesetzt, deren Hauptanliegen
es zu sein scheint, mit minimalem Einsatz von Mitteln ein Maximum an
Profit erwirtschaften zu können.
![Stadthalle Bremen](00060368-Dateien/2-stadthalle.jpeg) |
Stadthalle
Bremen |
Vom Logo zur Altlast
Um eine Erweiterung der Platzanzahl um 380 Plätze zu erreichen, muss
die Dachkonstruktion, die damals europaweit einzigartig war, zerstört
werden. Und das, obwohl der Bau mit seinem schwungvollen Dach sehr bald
nach der Fertigstellung zu einem Wahrzeichen Bremens wurde, ja sogar als
Vorbild für das Logo der aufstrebenden Stadt fungierte.
Die Besonderheit der Architektur liegt im Kerngedanken des Entwurfs,
der die Tribünenkonstruktion mit dem Hallendach zu einer statischen
Einheit zusammenführt und dies als gestalterisch bestimmendes Element
wirken lässt. Die innovative Konstruktion wurde aus dem Brückenbau
übernommen und symbolisiert den Übergang zu neuem Denken im Entwerfen: die
Zusammenarbeit von Architekt und Ingenieur.
Schrittweise Zerstörung
Bereits in den 80er Jahren wurde das Erscheinungsbild der Halle durch
plakative postmodernistische Anbauten empfindlich gestört. Nun droht durch
die im Mai dieses Jahres beschlossene Aufstockung der Halle die völlige
Zerstörung des Erscheinungsbildes. Das projektierte, um acht Meter höhere
Fachwerkträgerdach verändert nicht nur die markante Form bis zur
Unkenntlichkeit, auch die dem Gebäude zugrunde liegende konstruktive Idee
wird dadurch ad absurdum geführt.
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