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17 Spielarten aktueller Kunst an einem Kraftort

Der Lärm der Maschinen ist ohrenbetäubend, die Atmosphäre an sich kunstfremd. Trotzdem ist das Kraftwerk Imst ein spannender Ort für Kunst.

IMSTERAU. Die Ausstellung "Kraftwerk peripher" ist ein Teil des Interreg-Projekts "Virtuelles Museum. Technische Kulturmeile Tirol/Südtirol". Projektleiter ist der Innsbrucker Kunsthistoriker Christoph Bertsch, der seine industriearchäologische Erforschung von Tiroler Kraftwerken durch zwei Ausstellungen aktueller Kunst ergänzt.

Kunst im Kraftwerk

Die erste wurde gestern im Kraftwerk Imst eröffnet, die zweite wird im Herbst 2004 stattfinden, zu der auch ein das Projekt dokumentierender Gesamtkatalog erscheinen und das "Virtuelle Museum" im Internet eröffnet werden.

Für die Ausstellung hat Bertsch 17, teilweise international renommierte Künstler aus Österreich und Italien ausgewählt. Sie haben zum größten Teil speziell für den ungewöhnlichen Kunstort in einem in Betrieb befindlichen Kraftwerk ihre Arbeiten konzipiert. Jeder der Künstler konnte sich seinen Platz im Kraftwerk selbst suchen, Thema und Technik selbst bestimmen.

Dass die meisten der Künstler eine Auseinandersetzung mit dem Ort suchten, liegt auf der Hand, wenn auch die Annäherungen in jeder Weise ganz unterschiedlich ausfallen.

Dass das Wasser in einem Wasserkraftwerk ein Thema sein würde, war vorauszusehen. Dass der Mensch zu 88 Prozent aus Wasser besteht, lernen wir etwa aus der monumentalen Arbeit von Anton Christian. Wolfgang Capellari lässt auf großen Molinotüchern Menschen im Psychoteich schwimmen, Ruth Schnell in ihrem Video die Besucher der Ausstellung virtuell in das Meer stürzen. Morto da Goffezza ließ Leonardos brüchige Analogien über die Welt als Fluss an die Wand schreiben, Maria Kris-
tofs Auseinandersetzung mit der "Großen Flut" geriet dagegen poppig bunt.

Subtile Spurensuche

Die Maschinen des Kraftwerks macht Heidrun Widmoser zum Teil ihrer subtilen Spurensuche vor Ort. Die Maschinen sind auch Thema der reizvoll mit Größenverhältnissen spielenden Arbeit von Josef Rainer. Paul Albert Leitner verpflanzt dagegen durch seine Diaserie ein ungarisches Kraftwerk nach Imst. Eine Galerie überdimensionaler Elektrohelden hat schließlich Peter Sandbichler eingerichtet. Margret Wibmer hat an diesem Ort der Unruhe einen Liegeort eingerichtet und Barbara Hubers Video zeigt in einer Abstellkammer gar eine friedliche Schläferin.


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Kraftwerk Imst, Au 1, Imsterberg; bis 9. November, Montag bis Samstag 10 bis 16.30 Uhr
2003-10-10 14:42:56