![]() |
![]() |
New York - Nichts ist es geworden aus dem ursprünglichen Plan, das neue Kulturinstitut 1996, im Rahmen der Feiern zu 1000 Jahre Österreich, zu eröffnen. Gut Ding braucht eben, wie man leidvoll weiß, Weile. Aber nun ist es soweit: Die Mannschaft von Christoph Thun-Hohenstein, dem Leiter, hat den beeindruckenden Mini-Wolkenkratzer, entworfen von Raimund Abraham, Ende März bezogen. Und am Donnerstag findet die feierliche Eröffnung statt.
Ohne Außenministerin Benita Ferrero-Waldner, die in Wien Giscard D'Estaing, den Präsidenten des EU-Konvents, trifft. Was in der Kunstsektion des Außenamts als schmerzlich empfunden wird. Weil "alles ausgerichtet war auf die Frau Minister". Auch Bundespräsident Thomas Klestil wird nicht kommen. Eine Eröffnung durch ihn sei nie vorgesehen gewesen, heißt es.
Drei Männer, ein Baby
Nicht nehmen lassen sich das Fest aber jene drei Männer, deren Baby dieses unlängst in "Kulturforum New York" umbenannte, von der Architekturkritik bereits seit Jahren bejubelte Gebäude ist:
Peter Marboe, der als Leiter des Kulturinstituts den Neubau bereits 1984 vorgeschlagen hatte, weil ihm eine Sanierung des alten, asbestverseuchten und viel zu kleinen Hauses in der 52. Straße als nicht sinnvoll erschien. Ex-Außenminister Alois Mock, den Marboe für das Projekt, einen offenen Wettbewerb ohne Schiebereien auszuloben, gewinnen konnte. Und Wolfgang Waldner, Marboes Nachfolger in New York, dem die Realisierung oblag - ohne in den Genuss zu kommen, die Früchte zu ernten: Im Sommer 1999 wurde er, nach zwölf Jahren als KI-Leiter, von Thun-Hohenstein abgelöst und ist seither Chef des Museumsquartiers in Wien.
Trotz all der Freudentränen angesichts der geglückten Architektur ist die Eröffnung nicht frei von Wermutstropfen. Dass Raimund Abraham, der gegen die schwarz-blaue Regierung Stellung bezog, unlängst die österreichische Staatsbürgerschaft gegen die amerikanische tauschte, wird ihm am Ballhausplatz schon ein wenig verübelt.
Zudem explodierten die Baukosten: Statt 24 Millionen Dollar, wie 1998 geschätzt, wird das Kulturforum zumindest deren 30 gekostet haben (die exakte Endabrechnung liegt noch nicht vor). Zudem stieg der Wert des Dollars in dieser Zeit beträchtlich. In einem Rohbericht kritisiert der Rechnungshof jetzt jedenfalls unüblich hohe Errichtungskosten: 15.000 Euro pro Quadratmeter.
Botschafter Otto Ditz, im Außenministerium für die Bauangelegenheiten zuständig, will aber notfalls Einspruch erheben: Weil man der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG), die das Projekt vorfinanzierte, nur das bezahlen möchte, was vereinbart war: 24 Millionen Dollar zum Kurs von 1998 und zusätzliche rund drei Millionen Dollar zum aktuellen Kurs für audiovisuelle und Sicherheitseinrichtungen. An den kostenintensiven Verzögerungen beim Bau trage man keine Schuld.
Marboe, nun Stadtrat in Wien, ist trotzdem "froh und erleichtert". Denn man
müsse in größeren Dimensionen denken: "Die Verteuerung und die Verzögerungen
werden überwogen davon, dass hier in New York ein kleines Land
Architekturgeschichte schrieb." Das Außenministerium muss der BIG pro Monat rund
120.000 Euro zahlen. In vielleicht zwei Jahrzehnten gehört ihm dann nicht nur
das Grundstück, sondern auch das Gebäude. Aber noch fließt kein Geld: Weil, wie
Otto Ditz erklärt, die Baumängel noch nicht behoben sind.
(DER STANDARD,
Print-Ausgabe, 18. 4. 2002)
Quelle: ©
derStandard.at