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03.04.2002 - Ausstellung
Rekeln in einer wohligen Kunst ohne Grenzen
Zeitgenössische sinnliche Kunst aus Österreich und Südchina lotet im Linzer OK-Centrum für Gegenwartskunst Grenzen aus.
VON ALMUTH SPIEGLER


Bordeauxfarbener Samt an Wänden und Decke, rotes gedämpftes Licht durchflutet den zeltartigen Raum. Verruchte Atmosphäre. Wohlig auf dem Kuschelkissen in der Mitte Platz genommen, kann die Show beginnen: Rundum auf der panoramahaften Videowand rekelt sich Ekelhaftes - glitschige Aliens, schleimige Monster, freakige Außerirdische. Ausschnitte aus Science-Fiction-Filmen verschmelzen zu einer vom Menschen wohl so erwünschten Gegenwelt.

"I believe in miracles" heißt die Raum-Video-Installation der jungen österreichischen Künstlerinnen Katharina Struber und Ursula Witzany. Geboten wird dieses eigenartige Erlebnis derzeit im Linzer OK-Centrum für Gegenwartskunst in der Schau "Wie groß ist die Welt? How big is the World?".

Zehn Künstler aus Südchina (Hong Kong, Guangdong, Taiwan) und Österreich wurden eingeladen, sich über die Grenzen und die Weite des individuell Erlebbaren in Zeiten verschwindender Distanzen - im Privaten wie Kulturellen - Gedanken zu machen. Im Rahmen der OK-Centrum-Reihe "Dialog" lernten sich die Künstler kennen, besuchten einander in ihrer jeweiligen Heimat.

Es entstanden sinnliche, aber nie simple Arbeiten - Installationen, Filme, Photo-Serien, jede für sich einen Besuch der Schau wert. Die poetischen Photographien von Fen Wang lassen ein Schulmädchen als fragilen Grenzposten zwischen dem ärmlichen Leben der Masse und den boomenden asiatischen Wirtschaftszentren fungieren. Hongjohn Lin stellt die Mechanismen in Religion, aktueller Kunst und Popkultur entlarvend nebeneinander und Klaus Taschler entwirft mit einem Film und einem fiktiven Messestand ein Zukunftszenario des gläsernen Menschen.

Bis 25. April. Di. bis Do. 16 bis 22 Uhr, Fr. 16 bis 24 Uhr, Sa. und So. 10 bis 18 Uhr.



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