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Ein Plädoyer für Herzensbildung
Karlheinz Essl über japanische Verbindungen, das "Festival der Tiere" und Heimo Zobernig.
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Foto ©
Auf dem Weg zu einem Vortrag im Gailtaler Heimatmuseum, das von seinem Großvater gegründet und im Jahr 2000 als Millenniumsgeschenk an die Stadtgemeinde übergeben wurde, legte bauMax-Gründer und Kunstsammler Karlheinz Essl kürzlich einen Zwischenstopp in der Kleinen Zeitung ein.
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Sie sind international sehr vernetzt, haben Sie Kunst- und Kulturkontakte zu Freunden in Japan?
KARLHEINZ ESSL: Ja, und noch in der Nacht des Erdbebens ist bei uns eine Mail eingetroffen, in der man uns beruhigt hat, dass Leihgaben, die derzeit im Mori Art Museum in Tokio ausgestellt sind, das Erdbeben gut überstanden haben.
Was sind Ihre Gefühle, wenn Sie die Bilder aus Japan sehen?
ESSL: Wir sind ja alle wie gelähmt. Die Naturkatastrophe kann man als Mensch ja nicht steuern, aber die Situation mit den Atomkraftwerken haben die Menschen selbst zu verantworten.
Wie konnte es so weit kommen?
ESSL: Ich habe darüber nachgedacht und bin auf drei Punkte kommen: die Gier, die Rücksichtslosigkeit, mit der jeder seine Sache durchziehen will und schließlich die Unaufrichtigkeit. Die Politiker erzählen ja ständig Halbwahrheiten und sind immer nur auf die nächste Wahl hin programmiert.
Was kann Kunst hier bewirken? Mehr als aufdecken, aufzeigen?
ESSL: Lassen Sie mich so sagen: Kunst kann keinen Tsunami auslösen, aber im Stillen und Kleinen kann Kunst viel bewirken. Da darf ich auf unsere Kunstaktivitäten zurückkommen: Wir haben jetzt unsere erste Kinderausstellung "Festival der Tiere". Ich glaube, man muss sehr zeitig anfangen, mit Kindern zu arbeiten, wenn man eine neue Gesellschaft aufbauen will. Die Aufgabe, die Kunst da erfüllen kann, ist eine frühe Herzens- und Geistesbildung zu ermöglichen.
Wie kann so eine Arbeit mit Kindern konkret ausschauen?
ESSL: Ein Beispiel: Eine Schülergruppe hat eine Ausstellung kuratiert und sich dafür fünf, sechs Bilder ausgesucht. Als Thema haben sie die Evolution gewählt - neun-, zehnjährige Kinder. Dann haben sie gesagt: Alles kommt aus dem Wasser, also haben sie von Ludwig Christian Attersee ein Bild mit Wasser genommen und dann einen Seelöwen von Alois Mosbacher, der einen Ball balanciert und so weiter. Am Schluss stand dann ein Bild von Deborah Sengl, die meiner Frau und mir einen Hasenkopf aufgesetzt hat. Ich habe die Kinder gefragt: Warum haben wir einen Hasenkopf auf? Die Antwort: Weil die Menschen die Tiere so lieben. Also das Tier im Menschen war schlussendlich das Thema. Und dann kamen die Kinder und sagten: Nach dem letzten Bild wollen wir einen Spiegel haben. Wenn man da hineinschaut, sieht man dann das Tier in sich. Wenn Kinder solche Projekte machen, ist das lustvoll und spielerisch und dann lernen sie auch ungemein viel.
Im Essl-Museum wird im April die Personale Zobernig eröffnet. Was schätzen Sie am Werk des gebürtigen Mautheners?
ESSL: Er ist ein Grenzgänger, bei dem viel zusammenspielt: die Architektur, die Malerei, die Installation, Raumgestaltungen, Musik. Er versucht, gelernte Dinge anders zu sehen, abseits der üblichen Sehgewohnheiten. Er hinterfragt, ob es nicht auch eine andere Realität gibt. Er ist ein spröder Künstler, nicht leicht zugänglich, aber mittlerweile zählt er im Ausland neben Franz West, Maria Lassnig, Erwin Wurm, Arnulf Rainer zu den bedeutendsten österreichischen Künstlern.
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Zur Person
Karlheinz Essl, geb. 1939 in Hermagor. Gründete 1976 bauMax. Ließ 1985 sein Verwaltungsgebäude in Klosterneuburg erbauen, 1999 ebendort das Essl-Museum für seine Kunstsammlung.
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Die Ausstellung
Festival der Tiere. Bis 21. August bevölkert allerlei Getier wie etwa Deborah Sengls "Die Löwin - als Raubtier - ertarnt sich die begehrte Beute" (Bild links) das Essl-Museum. Manche Tiere muss man mit Taschenlampe erkunden, für andere durch Tunnel kriechen oder Australien reisen.
Heimo Zobernig. Vernissage 31. März, 19.30 Uhr. Bis 13. Juni.
Ort: Essl-Museum, An der Donau-Au 1, Klosterneuberg bei Wien.
www.sammlung-essl.at MISCHA NAWRATA
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