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22.05.2003 - Ausstellung
GEORG KARGL: VIER PROFESSOREN - KUNSTHALLE EXNERGASSE: INTIM - GALERIE KRINZINGER: STADTARCHÄOLOGE


kunstraum

Eigentlich haben Meuser, Franz Ackermann, Harald Klingelhöller und Andreas Slominski miteinander nichts zu tun, außer dass alle vier Künstler als Professoren an der Karlsruher Kunstakademie lehren. Und dass sie in Wien seit langem nicht bzw. noch nie ausgestellt haben. Der Zufall führte sie bei einem Karlsruher Italiener mit dem Galeristen zusammen. Die gemeinsame Ausstellung wirkt so kuratiert wie nur wenige "Group-shows", was sich einzig der kreativen Koordinationsgabe der vier Herren verdankt. Da windet sich ein Faden von den feinen, mit Ideen, Sprache, Papier-Lettern ebenso wie mit schweren Alu-Platten operierenden Skulpturen Klingelhöllers zur zwitterhaft-ironischen Skulpturen-Malerei Meusers. Vor soviel Schwere scheinen die Gemälde Ackermanns, die in Farbe, Formen, Themen geradezu halluzinogen wirken, davon zu fliegen - im Bund mit den hintergründigen Fallenobjekten von Andreas Slominskis, die der Schau einen intellektuell-spielerischen Akzent aufsetzen (IV., Schleifmühlgasse 5; bis 31. Mai).

KUNSTHALLE EXNERGASSE: INTIM

Fotografien, Videos, Projektionen, Installationen von 12 Künstlerinnen versammelt "Drinnen ist's anders" zu einem dichten Statement über die Metaphorik des Innenraums. Zwischen Körperthemen und Architekturbildern lenkt die von Sascha Reichstein kuratierte Ausstellung den Blick auf Räume als Zonen, auf die psychische Befindlichkeiten projiziert werden. Da unterwandert Carola Dertnig in ihrem knapp vor 9/11 entstandenen Video über das World-Trade-Center die Mechanismen des Finanzzentrums. Sofie Thorsen dokumentiert via Doppelprojektion die Stereotypie von Bungalowsiedlungen. In Maria Hahnenkamps Fotografie einer weißen Wand wird Architektur zur stummen Zeugin menschlicher Präsenz (IX., Währinger Str. 59; bis 7. 6.).

GALERIE KRINZINGER: STADTARCHÄOLOGE

Eigentlich müsste man Frank Thiel einen Stadtarchäologen nennen. Denn er benützt die Kamera primär zur Aufzeichnung baulicher Veränderungen im urbanen Feld. Dass sich daraus ein historischer Ablauf lesen lässt, ist im Fall von Thiels Hauptsujet Berlin ein Glücksfall. So gerinnt die sechs Meter breite Aufnahme der Baustelle am Potsdamer Platz aus dem Jahr 1999 fast zwangsläufig zur Ikone des Postkapitalismus. Thiels fast minimalistische Sicht auf DDR-Schulbauten, alle in den Siebzigern in immer gleicher Skelettbauweise errichtet, zeigt auf erschreckende Weise, wie die Gleichschaltung bis in die Lebensräume intendiert war. Gegenüber so starken Bildern wirken neue Arbeiten zur Geometrie von Stahlgittern in Baugruben geradezu harmlos (I., Seilerstätte 16; bis 5. 7.). Johanna Hofleitner



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