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kunstraum
Eigentlich haben Meuser, Franz Ackermann, Harald
Klingelhöller und Andreas Slominski miteinander nichts zu tun, außer dass
alle vier Künstler als Professoren an der Karlsruher Kunstakademie lehren.
Und dass sie in Wien seit langem nicht bzw. noch nie ausgestellt haben.
Der Zufall führte sie bei einem Karlsruher Italiener mit dem Galeristen
zusammen. Die gemeinsame Ausstellung wirkt so kuratiert wie nur wenige
"Group-shows", was sich einzig der kreativen Koordinationsgabe der vier
Herren verdankt. Da windet sich ein Faden von den feinen, mit Ideen,
Sprache, Papier-Lettern ebenso wie mit schweren Alu-Platten operierenden
Skulpturen Klingelhöllers zur zwitterhaft-ironischen Skulpturen-Malerei
Meusers. Vor soviel Schwere scheinen die Gemälde Ackermanns, die in Farbe,
Formen, Themen geradezu halluzinogen wirken, davon zu fliegen - im Bund
mit den hintergründigen Fallenobjekten von Andreas Slominskis, die der
Schau einen intellektuell-spielerischen Akzent aufsetzen (IV.,
Schleifmühlgasse 5; bis 31. Mai).
KUNSTHALLE EXNERGASSE: INTIM
Fotografien, Videos, Projektionen, Installationen von 12
Künstlerinnen versammelt "Drinnen ist's anders" zu einem dichten Statement
über die Metaphorik des Innenraums. Zwischen Körperthemen und
Architekturbildern lenkt die von Sascha Reichstein kuratierte Ausstellung
den Blick auf Räume als Zonen, auf die psychische Befindlichkeiten
projiziert werden. Da unterwandert Carola Dertnig in ihrem knapp vor 9/11
entstandenen Video über das World-Trade-Center die Mechanismen des
Finanzzentrums. Sofie Thorsen dokumentiert via Doppelprojektion die
Stereotypie von Bungalowsiedlungen. In Maria Hahnenkamps Fotografie einer
weißen Wand wird Architektur zur stummen Zeugin menschlicher Präsenz (IX.,
Währinger Str. 59; bis 7. 6.).
GALERIE KRINZINGER: STADTARCHÄOLOGE
Eigentlich müsste man Frank Thiel einen Stadtarchäologen
nennen. Denn er benützt die Kamera primär zur Aufzeichnung baulicher
Veränderungen im urbanen Feld. Dass sich daraus ein historischer Ablauf
lesen lässt, ist im Fall von Thiels Hauptsujet Berlin ein Glücksfall. So
gerinnt die sechs Meter breite Aufnahme der Baustelle am Potsdamer Platz
aus dem Jahr 1999 fast zwangsläufig zur Ikone des Postkapitalismus. Thiels
fast minimalistische Sicht auf DDR-Schulbauten, alle in den Siebzigern in
immer gleicher Skelettbauweise errichtet, zeigt auf erschreckende Weise,
wie die Gleichschaltung bis in die Lebensräume intendiert war. Gegenüber
so starken Bildern wirken neue Arbeiten zur Geometrie von Stahlgittern in
Baugruben geradezu harmlos (I., Seilerstätte 16; bis 5. 7.). Johanna
Hofleitner
© Die Presse | Wien
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