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Hauptausgabe vom 14.03.2003 - Seite 007
KUNSTEREIGNIS: Wiens Grafische Sammlung Albertina wurde wieder eröffnet

Ein Prunkstück unter den Museen

VON WALTER BEYER

Vor rund zehn Jahren musste Wiens weltberühmte Grafische Sammlung Albertina baupolizeilich gesperrt werden, vor zweieinhalb Jahren begann die Renovierung und Erweiterung. Das Ergebnis macht das Haus zum Prunkstück der Wiener Museumslandschaft.

Rund 80 Millionen Euro wurden investiert, wobei es dem aus Linz gebürtigen Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder gelang, einzigartige Partnerschaft öffentlicher Mittel mit nichtstaatlichen Geldern zu arrangieren. Die 14 grandiosen habsburgischen Prunkräume wurden vorbildlich renoviert, 17 Mio. Euro brachten ausschließlich Private dafür auf. Die Reparatur der historischen Luster übernahm Swarowski, die Überdachung des Innenhofs Michael M. F. Kaufmann. Der von Architekt Hans Hollein gestaltete, nach 50 Jahren wieder an die Stirnseite des Palais verlegte Eingangsbereich wird von den Gebrüdern Soravia finanziert, eine der drei neuen Ausstellungshallen wurde durch aus Liechtenstein stammende Sponsorengelder ermöglicht, und Uniqa als Hauptsponsor wird damit endgültig zum führenden Kunstversicherer Österreichs.

Aus öffentlichen Geldern konnte die nach schweren Bombentreffern verändert aufgebaute Augustiner-Straße-Fassade wieder in ihren klassizistischen Originalzustand versetzt werden. Unter der Albrechtsrampe wurden Bibliothek, Werkstätten, Restaurierungsabteilung, Forschungszentrum, sowie die Tiefenspeicher errichtet, in denen die Schätze des Museums unter idealen Bedingungen lagern werden.

Klaus Albrecht Schröder startet die Eröffnung mit drei fulminanten Präsentationen. Im Mittelpunkt steht natürlich Norwegens Meister des Symbolismus, Edvard Munch, von dem 60 Gemälde und 140 Arbeiten auf Papier zu sehen sind. Die gewagte Mischung von Malerei und Grafik ergibt ein ungemein reizvolles Spannungsfeld: hier Entwurf, dort Umsetzung.

Unter dem Titel "Das Auge und der Apparat" erhalten wir Einblick in die Bestände der erst kürzlich neu gegründeten Fotosammlung der Albertina. Der Amerikaner Robert Longo, dem die dritte Ausstellung gewidmet ist, hat 24 eindrucksvolle, monumentale Zeichnungen geschaffen. Sie beruhen auf den Fotos von Edmund Engelmann, die dieser vor Siegmund Freuds Emigration in dessen Wohnung gemacht hat. Dieser Teil ist der Beitrag zur Gegenwartskunst.

Albertina: Informationen, Termine

Die Munch-Ausstellung ist bis 22. Juni geöffnet. Die Fotoschau "Das Auge und der Apparat" bis 8. Juni. "The Sigmund Freud Drawings" von Robert Longo bis 8. Juni.

Öffnungszeiten: Täglich von 10 bis 18 Uhr, mittwochs bis 21 Uhr.

Der Normaleintritt beträgt 7,50 Euro.

E-Mail: info@albertina.at

http://www.albertina.at

Im Fernsehen:

Heute, 21.20 Uhr, ORF 2 und Samstag, 5. April, 22.10 Uhr, 3sat: "Albertina". Die Dokumentation gibt Einblick in die Bestände der Grafischen Sammlung.

Sonntag, 16. März, 9.05 Uhr, ORF 2: "Edvard Munch - Tanz des Lebens", Film der Norwegerin Solvi A. Lindseth.


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