VN Fr, 25.10.2002

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Kultur 

Eigenwilligkeit und Farbenspiel

Arbeiten von Stephanie Hollenstein in der Galerie Hollenstein in Lustenau

VON ARIANE GRABHER

Lustenau (VN) Rund 1000 Werke zählt die gemeindeeigene Sammlung "Stiftung Stephanie Hollenstein" in Lustenau. Dem Wunsch der Künstlerin, ihr einstiges Atelier und den Nachlass der Nachwelt zugänglich zu machen, kommt man in der Galerie Hollenstein in regelmäßigen Abständen nach. Die momentane Ausstellung fokussiert "Eigenwilligkeit und expressives Farbenspiel".

Unter dem Titel "Malerin, Patriotin, Paradoxon" veröffentlichte die amerikanische Kunsthistorikerin Evelyn Kain im "Woman's Art Journal" einen bemerkenswerten Aufsatz über die bedeutende Vorarlberger Künstlerin Stephanie Hollenstein (1886-1944). Auszüge aus diesem, in seinen Einzelaspekten nicht immer ganz unproblematischen, aber diskussionswürdigen Aufsatz, dienen der aktuellen Schau als Gerüst. Drumherum sind zum Teil erstmals gezeigte Werke chronologisch angeordnet.

Kuriose Biographie

Beginnend mit frühen Zeichnungen des Umfelds der Künstlerin, den Porträts der Akademiezeit bis hin zu den ausdrucksstarken, während des Krieges entstandenen Arbeiten wird die frühe Entwicklung Hollensteins vor dem Hintergrund ihrer kuriosen Biographie (Stephanie rückte 1915 als Stephan Hollenstein in den Krieg ein) bildhaft nachvollziehbar. Vom Einfluss der Münchner Schule gelöst, an der Moderne orientiert ist der große Ausstellungsraum mit Arbeiten aus den 20er und 30er Jahren nicht nur den bekannten, immer wieder aufs Neue faszinierenden Hauptwerken gewidmet. Unter den noch nie ausgestellten Arbeiten befinden sich auch eine Reihe kleinformatiger Bilder, Öl auf Pappe. Es sind dies die einzigen bekannten religiösen Motive der Künstlerin überhaupt. Erst unlängst restauriert, zeigen sie nicht nur die Material-Problematik der Arbeiten dieser Jahre auf, sondern auch das Bemühen der Gemeinde Lustenau um die Instandhaltung dieser einzigartigen Sammlung.

Brüche im Werk

Die präsentierte Auswahl reflektiert bewusst die Brüche im Werk Stephanie Hollensteins. Sie gipfelt an der Stirnseite des Raumes in der Gegenüberstellung zweier Gemälde. Die kubistische Häuserlandschaft, die südlich inspirierte Farbigkeit eines Fischerdorfes steht in schroffem Kontrast zu einer für das êuvre untypischen Rheintaler Winterlandschaft (1936). Vor dem Hintergrund der politischen Veränderungen in jener Zeit, und der in der Ausstellung einmal mehr nicht genau umrissenen Rolle der Künstlerin in dieser Epoche, zeichnet sich eine Abkehr von der expressionistischen "Sturm und Drangzeit" (Kain) ab. Die Motive der folgenden Jahre werden beschaulicher, die Umsetzung konventioneller. Nur im starken Kolorit scheint der expressive Duktus manchmal durch. Wie in jenem um 1938 entstandenen Bild "Bei Hohenems", einem der letzten großen Werke der Künstlerin, mit dem die Ausstellung chronologisch abschließt. In einer von Gelb- und Violetttönen dominierten Landschaft erscheinen die "brav" gemalten Häuslein wie Staffage aus einer anderen Zeit und Welt.  

"Brav" gemalte Häuser erscheinen bei Hollenstein wie aus einer anderen Zeit und Welt.

(Foto: A. Grabher)

Hollenstein als Studentin.

(Foto: Gemeinde Lustenau)

Biographie Hollenstein

Stephanie Hollenstein wurde am 18. Juli 1886 als fünftes Kind der Landwirte Ferdinand und Anna Hollenstein in Lustenau geboren.

1903 wurde sie an der Münchner Kunstgewerbeschule aufgenommen. Später gründete sie in dieser Stadt eine Malschule. Als "Stephan Hollenstein" reiste sie nach Südtirol ein - nachweislich die einzige Frau in Uniform, die in den Aufzeichnungen des 1.Weltkrieges aufscheint. Ab 1915 war sie zunächst als Kriegsbildberichterstatterin, später im Dienst des Heeresmuseums in Wien, tätig. 1917 schied sie aus dem Dienst aus und ließ sich endgültig in Wien nieder.




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