VON ARIANE GRABHER
Lustenau (VN) Rund 1000 Werke zählt die
gemeindeeigene Sammlung "Stiftung Stephanie Hollenstein" in
Lustenau. Dem Wunsch der Künstlerin, ihr einstiges Atelier und den
Nachlass der Nachwelt zugänglich zu machen, kommt man in der Galerie
Hollenstein in regelmäßigen Abständen nach. Die momentane
Ausstellung fokussiert "Eigenwilligkeit und expressives
Farbenspiel".
Unter dem Titel "Malerin, Patriotin, Paradoxon"
veröffentlichte die amerikanische Kunsthistorikerin Evelyn Kain im
"Woman's Art Journal" einen bemerkenswerten Aufsatz über die
bedeutende Vorarlberger Künstlerin Stephanie Hollenstein
(1886-1944). Auszüge aus diesem, in seinen Einzelaspekten nicht
immer ganz unproblematischen, aber diskussionswürdigen Aufsatz,
dienen der aktuellen Schau als Gerüst. Drumherum sind zum Teil
erstmals gezeigte Werke chronologisch angeordnet.
Kuriose Biographie
Beginnend mit frühen Zeichnungen des Umfelds der
Künstlerin, den Porträts der Akademiezeit bis hin zu den
ausdrucksstarken, während des Krieges entstandenen Arbeiten wird die
frühe Entwicklung Hollensteins vor dem Hintergrund ihrer kuriosen
Biographie (Stephanie rückte 1915 als Stephan Hollenstein in den
Krieg ein) bildhaft nachvollziehbar. Vom Einfluss der Münchner
Schule gelöst, an der Moderne orientiert ist der große
Ausstellungsraum mit Arbeiten aus den 20er und 30er Jahren nicht nur
den bekannten, immer wieder aufs Neue faszinierenden Hauptwerken
gewidmet. Unter den noch nie ausgestellten Arbeiten befinden sich
auch eine Reihe kleinformatiger Bilder, Öl auf Pappe. Es sind dies
die einzigen bekannten religiösen Motive der Künstlerin überhaupt.
Erst unlängst restauriert, zeigen sie nicht nur die
Material-Problematik der Arbeiten dieser Jahre auf, sondern auch das
Bemühen der Gemeinde Lustenau um die Instandhaltung dieser
einzigartigen Sammlung.
Brüche im Werk
Die präsentierte Auswahl reflektiert bewusst die Brüche
im Werk Stephanie Hollensteins. Sie gipfelt an der Stirnseite des
Raumes in der Gegenüberstellung zweier Gemälde. Die kubistische
Häuserlandschaft, die südlich inspirierte Farbigkeit eines
Fischerdorfes steht in schroffem Kontrast zu einer für das êuvre
untypischen Rheintaler Winterlandschaft (1936). Vor dem Hintergrund
der politischen Veränderungen in jener Zeit, und der in der
Ausstellung einmal mehr nicht genau umrissenen Rolle der Künstlerin
in dieser Epoche, zeichnet sich eine Abkehr von der
expressionistischen "Sturm und Drangzeit" (Kain) ab. Die Motive der
folgenden Jahre werden beschaulicher, die Umsetzung konventioneller.
Nur im starken Kolorit scheint der expressive Duktus manchmal durch.
Wie in jenem um 1938 entstandenen Bild "Bei Hohenems", einem der
letzten großen Werke der Künstlerin, mit dem die Ausstellung
chronologisch abschließt. In einer von Gelb- und Violetttönen
dominierten Landschaft erscheinen die "brav" gemalten Häuslein wie
Staffage aus einer anderen Zeit und Welt.
"Brav" gemalte Häuser erscheinen bei Hollenstein wie aus
einer anderen Zeit und Welt.
(Foto: A. Grabher)
Hollenstein als Studentin.
(Foto: Gemeinde Lustenau)