Galerien live
Rambo ramboniert alles
(cai) Da gab es doch so einen fanatischen Experimentalkeramiker:
Bernard Palissy. Der hat am Ende, als kein Brennholz mehr für den
Brennofen da war, sogar seine Möbel und den Parkettboden verheizt. Und
der Fabian Seiz ist womöglich auch so einer. Nur dass er sein Mobiliar
halt nicht einäschert , nachdem er aus seiner Wohnung Kleinholz gemacht hat. (Ob das dieses ominöse "Abreaktionswohnen" ist?)
Mit der Einrichtung hat er also kurzen Prozess gemacht wie Rambo mit
den bösen Buben. Okay, da hab ich übertrieben. Eigentlich hat er eh
bloß fremde Möbel "ramboniert". Sperrmüllspenden. Und aus
den Schnipseln brachiale Skulpturen fabriziert. Das Opus "Rahmen
kaputt" sieht aus wie ein Manifest, wie ein nach den Regeln des
kubistischen Origami gefalteter Bilderrahmen, der den Tod der Malerei
betrauert. (Und die ist eindeutig nicht an Altersschwäche gestorben,
sondern weil sich vermutlich ein Elefant draufgesetzt hat – mindestens
fünfmal.) Oder ist das eine didaktische Ausstellung über die Art der
Präsentation von Kunst, und die Werke selbst sind im Grunde wurscht?
Noch dazu stehen einige auf einem grotesk hohen Podest. Und diese 1,55
Meter (die ideale Hängungshöhe für Bilder, deren Mitte sich genau dort
befinden sollte) ziehen sich in der einen oder andern Form durch die
gesamte Schau.
Eine etwas niedrigere "Bühne" darf man gar selber erklimmen. Verwandelt man sich dort oben aber in eine lebende Skulptur oder einen lebenden Witz ?
Das Objekt "Looking at Air", das voller Gucklöcher ist, damit man der
Luft beim Unsichtbarsein zuschauen kann, ist eher ein Scherz. Hm. Ist
das Ganze nun eine brillante Parodie auf das Phänomen "Ausstellung"
oder eine Frechheit? Äh, woher soll ich denn das wissen?
Layr & Wuestenhagen
(An der Hülben 2) Fabian Seiz Bis 14. März Di. – Fr.: 11 – 18 Uhr Sa.: 11 – 16 Uhr
Nur ka Hektik!
(cai)Peter Patzak? Der Regisseur von "Kottan ermittelt"? Wo der Sandler immer die Leichen g’funden hat? Ja, der. Der malt
nämlich auch. In seinen obskuren, abstrakt eingerichteten Räumen würde
Kottans "Leichenblutspürsandler" aber garantiert über keine
menschlichen Überreste stolpern. Die Bilder sind ja menschenleer,
verströmen eine geradezu wuchtige Einsamkeit. Selbst dort, wo der
Untergang von Pompeji die Inspirationsquelle ist und Patzak einen
Voyeurblick durch diverse Fenster wirft (in die Privatsphäre der vom
Vesuvausbruch überrumpelten Pompejer), gibt’s keine Hektik. Nur
disziplinierte Kompositionen. Mysteriös sind sowieso alle. Na ja, außer
die "Stimmen aus dem Lupanar" (also aus dem Puff). Die sind ziemlich
eindeutig. Im flackernden Rot taucht eine "obszöne Interpunktion" auf:
ein vaginaler Spalt. (Gut, eventuell ist das bloß eine freudianische
Halluzination meinerseits.) Patzak kostet in seiner Malerei pittoreske
Oberflächenreize subtil aus und versteht sich auf dramatische
Finsternis. Tiefschürfende Titel wie "Im Raum der Ewigen Schaukel"
nimmt man da halt, wenn’s sein muss, hin.
Galerie Michitsch
(Opernring 7) Peter Patzak Bis 21. März Mo. – Fr.: 10 – 18 Uhr Sa.: 11 – 15 Uhr
Regen süßsauer
(cai) Wenn die heile Welt diejenige ist, in der kein saurer Regen fällt
(höchstens "Regen süßsauer") und nicht einmal ein Fliegenpracker
existiert, hat Feri Zotter sie gemalt . Fliegen hab ich dort
aber eh keine bemerkt. Wozu also ein Pracker? Die Farben vertragen sich
so gut, dass es manchmal direkt fad wird. Und eine Königskerze
zersplittert gepflegt in adrette Flächen (fast wie bei einer
Tiffanylampe). Die Galerie Marschalek bietet einen Überblick über die
dekorativen Dialekte, die Zotters Pinsel beherrscht hat. Vom strengen
abstrakten "Satzbau" bis zur schmissig "erzählten" Botanik.
Galerie MC Marschalek
(Amerlingstraße 17) Feri Zotter (1923 – 1987) Bis 18. März Di. – Fr.: 11 – 18 Uhr Sa.: 11 – 15 Uhr
Printausgabe vom Mittwoch, 11. März 2009
Kommentare zum Artikel:
12.03.2009 Re: Ramponiert
Ist der Artikel nun eine brillante Parodie auf das Phänomen "Kunstkritik" oder eine Frechheit? Äh?
Markus Proschek
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