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Seipel-Nachfolger gesucht
WIEN. Wer sich als "Persönlichkeit mit hoher internationaler Reputation und langjähriger Erfahrung in der Leitung eines Museums" sieht, kann sich ab sofort beim Kunsthistorischen Museum als wissenschaftlicher Geschäftsführer bewerben.

In österreichischen (Wiener Zeitung, Standard) und internationalen (Frankfurter Allgemeinen Zeitung, International Herald Tribune) Zeitungen wurde am Freitag vom Kulturministerium die Nachfolge von Wilfried Seipel als wissenschaftlicher Geschäftsführer des Kunsthistorischen Museums (KHM), gemeinsam mit dem Museum für Völkerkunde und dem Österreichischen Theatermuseum, ausgeschrieben. Seipel selbst hat am Freitag Pläne für einen Erweiterungsbau präsentiert, dessen Verwirklichung er seinem Nachfolger wünschte.

Seipel tritt Ende 2008 ab

Bis 31. Jänner 2008 sollen sich - mit dem Zusatz "vertraulich", wie es in der Ausschreibung heißt - jene Bewerber für die KHM-Leitung melden, die sich als "Persönlichkeit mit hoher internationaler Reputation und langjähriger Erfahrung in der Leitung eines Museums oder einer vergleichbaren Kulturinstitution" sehen. Erwartet wird vom Nachfolger Seipels, der sein Amt am 1. Jänner 2009 für fünf Jahre antreten soll, außerdem eine "teamorientierte Persönlichkeit" und ein "partnerschaftlicher Führungsstil." "In besonderem Maß" wird auf die Führung des KHM hingewiesen, für das der neue Direktor "zeitgenössische Perspektiven und aktuelle Themensetzungen" finden soll. Auch eine "Attraktivitätssteigerung für Mäzene und Sponsoren" erhofft sich das Ministerium von der neuen Leitung.

Hohe Anforderungen

Die Forderung nach zusätzlicher Attraktivität für Sponsoren und einer "teamorientierten Persönlichkeit" sieht Seipel nicht als versteckte Kritik an seiner Amtsführung. Er habe "genug Sponsoren und Gelder aufgetrieben, ich bin da ziemlich gelassen", sagte Seipel am Rande einer Pressekonferenz zur APA. Zum Passus der "vergleichbaren Institutionen", die ein künftiger Leiter bisher geführt haben könnte, meint Seipel; "Vergleichbare Institution fallen mir nicht viele ein: Der Prado, das British Museum, die Nation Gallery in London, die Eremitage, die Berliner Staatlichen Museen." Er glaube jedoch "nicht, dass eine Kunsthalle Wien eine vergleichbare Institution ist", so Seipel auf Nachfrage. "Ausschreibungen und Ausschreibungsverwirklichungen sind immer unterschiedlich", hielt Seipel fest.

Schmied zögert bei Erweiterungsbau

Auch erfolgreich abgeschlossene Architekturwettbewerbe bedeuten noch lange keine Verwirklichung: Sepiel präsentierte Pläne für einen "leichten, schlanken, Pavillon-artigen Erweiterungsbau" für den Innenhof des Kunsthistorischen Museums (KHM). Fixe Finanzierung für die Verwirklichung des Projekts von Oskar Leo Kaufmann / Albert Rüf ZT GmbH gibt es jedoch keinen. Zwar hätten private Sponsoren fünf Mio. Euro zugesagt, das Unterrichtsministerium habe jedoch "noch nicht zugegriffen", so Seipel.

Aus dem Ministerium hieß es auf Nachfrage der APA, man wolle sich das Siegerprojekt "anschauen". Eine eventuelle Realisierung wolle man "mit der neuen Führung des KHM genau besprechen", sagte ein Sprecher von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (S),

2,5 Millionen Euro Sponsorengelder

"Die Erweiterung sollte eine Selbstverständlichkeit sein", hatte Seipel bei seiner Präsentation gesagt. Insbesondere, da er bereits seit längerem Zusagen von der Erste Bank und der Wiener Städtischen über je 2,5 Mio. Euro an Sponsorengelder habe, die jedoch nur schlagend würden, wenn der Bund die selbe Summe leistet. Das KHM sei das einzige Museum von Weltrang, das "nicht in der Lage ist, Sonderausstellungen aus dem eigenen Raumprogramm" zu bestreiten, sondern dafür Teile seiner ständigen Sammlung umhängen bzw. entfernen muss, betonte Seipel. Durch das Siegerprojekt kämen unterirdisch 800 Quadratmeter an zusätzlicher Ausstellungsfläche hinzu und im schlanken Aufbau Raum für Sonderveranstaltungen, Kinderaktionen, Konzerte, und obendrauf schließlich eine schöne Aussicht über die Dächer Wiens.

Nachfolger wird Eröffnungen feiern

Seipel gab sich zuversichtlich und hoffte, dass sein Nachfolger sowohl die Fertigstellung des Erweiterungsbaus als auch die Wiedereröffnung der Kunstkammer feiern könne. Bei letzterem können die Besucher tatkräftig und auf angenehme Weise mithelfen: An einem eigenen Punschstand neben dem Maria-Theresien-Denkmal kann man durch Konsumation von u. a. "Fröhlicher Furie" (Orangenpunsch), "Natternzungen-Elixir" (Holunderpunsch) oder der hausgemachten Weihnachtsbäckerei "Sweet Saliera" finanzielle Unterstützung leisten, hieß es in einer Aussendung.



© apa/nachrichten.at      15:05 07.12.2007
 
   



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