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Drei Tage Kunst.Messe.Linz: Margund Lössl (li.) von der Gmundner „422“ stellt José Pozo vor, Besucher bestaunen Tragut-Busen (Paradigma) und Lapithi-Werke beim Rytmogram Ischl; Inge-Maria Steinkellner „turtelt“ mit Treml-Figuren, Ein und Galerist Markus Thiele zeigt Purviance-Gemälde, die bereits rote Verkaufspunkte aufweisen. Fotos: gunn
Rote Punkte auf Gustohappen für Kunstgenießer
Es nieselt, es flockt, es ist kalt. Resultat: ein verschlafener Samstagspätnachmittag? In Linz zumindest nicht an jenem Wochenende, an dem in der Landesgalerie die Kunst.Messe angesagt war. Fünfzehn Galerien präsentierten hier eine illustre Auswahl, und viele kamen und kauften.

„Ich steh' da drauf. Da muss ich nicht kreuz und quer durch Oberösterreich von Galerie zu Galerie turteln!“, begeistert sich Inge-Maria Steinkellner, Chefin der Linzer Designer-Boutique „Eggs“ und beäugt akribisch eine Holzskulptur von Markus Treml.

Turteln? Meint Steinkellner nicht doch eher „hurteln?“. „Nein“, erklärt die Issey-Miyake- und Yamamoto-Spezialistin: „Hurteln tun s' in der PlusCity, aber mit der Kunst tu' ich wirklich turteln!“

Mit jenen Kunstwerken im Speziellen, die während der vergangenen drei Tage in der oö. Landesgalerie wohlfeil präsentiert wurden. Steinkellner ist eine von rund zweitausend Kunstinteressierten, die das konzentrierte Angebot nutzten. Die kamen, sahen und kauften auch.

„Bei mir etwa diese herrliche Stele von Waltrud Viehböck hier!“, sagt Christine Stieger von der Paschinger Galerie in der Schmiede und deutet auf die hohe, schlanke, formal perfekte Stahlplastik der oberösterreichischen Metallkünstlerin. „Und auch einige Arbeiten vom Wolfgang Hanghofer.“ Der Urfahraner Künstler stellt ja noch bis 20. November bei Stieger seine farbkräftigen, pastosen Bildwerke aus.

Unkosten herinnen

Gemälde und Papierarbeiten von „Maria Moser, Damisch und unserem Neuen, dem Spanier José Pozo!“ verkaufte Margund Lössl von der Gmundner Galerie 422. Lössl freut sich besonders „über die Aufgeschlossenheit des Kunstpublikums, das auch die Anschaffung von völlig Neuem und bei uns Unbekanntem wagt!“

Darüber freut sich auch die junge Linzer Galeristin Simone Feichtner, die mit dem Verkauf fotografischer Arbeiten von Andrew Phelps und einigen Vorbestellungen der doppelbödig-altmeisterlichen Gemälde der Japanerin Haruko Maeda bereits „die Unkosten herinnen“ hat.

Die Stimmung im zweiten Stock des Museumsgebäudes ist ebenso locker wie kunstbeflissen. Man blättert in Katalogen, man diskutiert über die erotischen Kuriosa von Bernhard Tragut beim Stand des Kunstvereins Fa. Paradigma, man bewundert die großartigen Wasser-Siebdrucke von Lia Lapithi beim Rytmogram Bad Ischl.

Und: Viele lassen sich flugs zum Sammeln inspirieren in den übersichtlich und luftig gestalteten Segmenten der fünzehn oberösterreichischen Galerien, die hier nicht nur ein formidables Who's Who anbieten, sondern auch Nachwuchspflege betreiben.

Richard Eder von der gleichnamigen Galerie in der Linzer Knabenseminarstraße wuchtet soeben ein großes Gemälde von Josefa Fuchs von der Wand. „Grad' verkauft, und für das hier gibt es schon Interessenten...“, ist der seit vielen Jahrzehnten engagierte Galerist begeistert.

Präzise Porträts

Begeisterung erntet auch die Linzer Malerin Susanne Purviance, die hier in der Koje der Linzer Galerie Thiele mit neuen, ebenso lichtdurchfluteten wie trotz allen Expressionismus präzisen Porträts in großen und kleinen Formaten präsent ist.

Viele rote Punkte

Die roten Punkte häufen sich. Kunstfans schleppen ihre „Schnäppchen“ durch die Gegend, und die Kunstanbieter sortieren Rechnungsbelege. Grundtenor: „Wir kommen wieder, es zahlt sich aus.“

Hauptpunkt des positiven Echos: Bei der Kunst.Messe.Linz kommt man auch mit Menschen in Kontakt, die nicht sowieso schon Kunden der jeweiligen Gelerien sind. Und das allein ist schon ein grandioser Effekt dieser Veranstaltung.



OÖnachrichten vom 19.11.2007
 
   



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