Unit F + Klaus Engelhorn 22. Crossover
Eigentlich wollte der Fashion-Stylist Thái Công nur ein
Foto fürs Familienalbum machen, als er seine Eltern in Designerkleider
steckte und vor die Kamera stellte. Dass sich das betagte Paar derart
natürlich bewegen würde, war nicht absehbar - und ausschlaggebend für ein
Kunstprojekt, das dem Begriff "Crossover" eine neue Dimension verleiht: 28
renommierte Modefotografen konnte Thái Công dafür gewinnen, darunter Yves
Bottalico, Jacques Schumacher, Walter Schels. Für die Requisiten hielt man
sich an Edelmarken von Bentley über Ferragamo, Joop, bis YSL. Dabei geht
es in diesen nun durch die Kunstwelt tourenden Fotografien um nichts als
die ungewöhnliche Zusammenführung von Schönheiten unterschiedlichster
Provenienz: allem voran die Würde des Alters, dazu die Perfektion der
Haute Couture, die Kunst der Fotografie und last but not least die
Schönheit einer geglückten Eltern-Sohn-Beziehung. Sehr wahrscheinlich ist
diese Strategie nicht wiederholbar. Vielleicht wird Thái Công ebenso rasch
vom Galerienparkett verschwinden, wie er dort aufgetaucht ist. Eines ist
ihm aber gelungen: den global agierenden Märkten der Mode und der Kunst
ein wenig von jener Unschuld zu geben, die sie nie gehabt haben. (VI.,
Gumpendorferstr. 10-12 und I., Stubenring 22; bis 19. April)
Galerie Mezzanin. Understatement
Eine Vorliebe für Spanplatten, Möbel und Strukturen lässt
mutmaßen, dass Alexander Wolff künstlerischen Kontakt zu Heimo Zobernig,
dem Meister für arme Materialien, aufgenommen hat. Durch sparsame
Interventionen kehrte der 27jährige hier das Unterste zuoberst, baut die
Empfangstheke zur Skulptur um, verfrachtet Assistentin samt Schreibtisch
in die Ausstellung und breitet ebendort das Bilderlager auf einem über
Kopf verspannten Spagatnetz aus. (VII., Karl Schweighofergasse 12; bis 22.
März)
Galerie Artmosphere. Anlegerfrage
Lang ist's her, dass man in Wien Arbeiten des britischen
Bürgerschrecks Damien Hirst zu Gesicht bekam. Noch länger ist es her, dass
der Turner-Preisträger provozierte. Nun holte die auf Pop-artiges
spezialisierte Galerie einen neueren Werkzyklus nach Wien. "The Last
Supper", ein an die Ästhetik der Pharmaindustrie angelehnter 13teiliger
Zyklus über Pillencocktails. Für diese effektvollen, aber letztlich doch
recht artigen Siebdrucke wählte Hirst die hohe Auflage. Wer 55.000 Euro
locker machen möchte, darf einen von 150 gleichartigen Zyklen sein Eigen
nennen (I., Freyung 4; bis 22. März).
Johanna Hofleitner
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