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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
02. September 2004
13:44 MESZ


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Staatsoper

museum in progress

 
FOTO: APA/ HARALD SCHNEIDER
Tacita Deans Vorhang bei der Präsentation am 2. September

Neuer Staatsopernvorhang präsentiert
"Play as Cast" von Tacita Dean zeigt alte Fotografie einer Laientheater-Aufführung eines klassischen Stücks

Wien - Ein Großbild der englischen Künstlerin Tacita Dean ziert diese Saison den "Eisernen" der Wiener Staatsoper. Die "Play as Cast" betitelte Arbeit basiert auf einer alten Schwarzweiß-Fotografie, auf der eine Laientheater-Aufführung eines klassischen Stücks festgehalten ist. Ein Bild, das mit Erinnern als dynamischem Prozess zu tun hat und Raum lässt für die Fantasie und Projektionen des Publikums, erläuterten die Jurymitglieder des Ausstellungsprojekts von "museum in progress" bei der Präsentation am Donnerstag.

Dass die dargestellte Szene aus Sophokles' "Antigone" stammt, erschließt sich aus Notizen, die Tacita Dean in der Art des US-Malers Cy Twombly auf der Fotografie angebracht hat. Das Foto stammt aus Tausenden von gesammelten Postkarten und Fotos, die die Künstlerin in ihrem "Chaos-Archiv" - wie sie selbst es nennt - aufbewahrt. In der Tat wusste Dean selbst nicht mehr, wann und wo sie das Foto der Aufführung gefunden hatte und was genau darauf dargestellt war bzw. was sie daran angezogen hatte, erklärten die Kuratoren. Der Schlüssel fand sich in der Biografie der Künstlerin: Sie hat eine ältere Schwester namens Antigone.

Überlebte Dinge

Tacita Dean, 1965 in Canterbury geboren und derzeit in Berlin lebend, kommt ursprünglich von der Malerei und arbeitet heute mit verschiedenen Medien, insbesondere mit Film. "Sie interessiert sich für alte, überlebte Dinge, die keine Funktion mehr haben, wie alte Fotografien, Technologien oder Maschinen, und erfindet oder konstruiert daraus Erzählungen", beschrieb Jurymitglied Daniel Birnbaum die Arbeitsweise der Künstlerin, die 1998 für den Turner Prize nominiert war. "Play as Cast" sei ein sehr offenes und zugleich sehr persönliches Bild.

Das Großbild wird jeweils mit einer Magnetkonstruktion auf den 16 Tonnen schweren Eisernen Vorhang gespannt und verdeckt damit das denkmalgeschützte Orpheus- und Eurydike-Motiv aus dem Jahr 1955 von Rudolf Eisenmenger, der wegen seiner Leitungstätigkeit im Wiener Künstlerhaus zur Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft umstritten ist.

"Play as Cast" ist das siebente Großbild der Ausstellungsreihe "Eiserner Vorhang". Die mit der Gestaltung beauftragten Künstler werden von einer internationalen Jury (diesmal Birnbaum, Akiko Miyake, Hans-Ulrich Obrist) ausgewählt. Vor Tacita Dean waren das Kara Walker (1998/99), Christine und Irene Hohenbüchler (1999/2000), Matthew Barney (2000/2001), Richard Hamilton (2001/2002), Giulio Paolini (2002/2003) und Thomas Bayrle (2003/2004). (APA)


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