08.09.2003 21:00
Todessehnsucht der Kulturpolitik
Angewandten-Rektor Bast warnt vorm kulturellen Bankrott ausgelöst durch
die "Ignoranz der öffentlichen Kulturpolitik gegenüber Gegenwartskunst"
Wien - "Die Ignoranz der öffentlichen Kulturpolitik gegenüber
der Gegenwartskunst führt zum kulturellen Bankrott Österreichs!" Gerald Bast,
Rektor der Wiener Universität für angewandte Kunst, findet in einer der APA
übermittelten Stellungnahme anlässlich der Einsparungsmaßnahmen der Kunsthalle
Wien starke Worte. Der für Gegenwartskunst aufgewendete Anteil von Steuermitteln
sei "schändlich gering", so Bast: "Hätten frühere Generationen ebenso gehandelt,
könnte sich Österreich heute nicht mit Kunstwerken aus den letzten Jahrhunderten
als kulturelle Weltmacht feiern!"
"Todessehnsüchtige österreichische
Kulturpolitik"
In den notwendig gewordenen Einsparungen der
Kunsthalle, der akuten Finanzkrise des Wiener Künstlerhauses oder dem Umgang mit
einer in Salzburg aufgestellten und rasch entfernten Skulptur der Künstlergruppe
"Gelatine" ortet Bast "erschreckende Symptome einer todessehnsüchtigen
österreichischen Kulturpolitik": "Die österreichische Kunstpolitik reduziert
sich mehr denn je auf eine rückwärtsgewandte, vergangenheitsverklärende
Repräsentationskultur."
International gesehen, marginalisiert sich
Österreich
"Für die aktuelle Kunstszene in Österreich wird das immer
mehr zur Katastrophe. International gesehen marginalisiert sich Österreich im
Bereich der Gegenwartskunst immer mehr", so Bast weiter, "Die Auswirkungen
fallen den gegenwärtigen und künftigen lebenden Künstlergenerationen in
Österreich existenzbedrohend auf den Kopf. Die Zukunft der 'Kulturnation
Österreich' muss mit deutlichem Engagement in der Gegenwartskunst gesichert
werden." Und: "Vielleicht verstehen das die derzeit Verantwortlichen besser in
der Sprache der Wirtschaft: Wer sich auf die Erfolgsprodukte der Vergangenheit
verlässt, ohne in die Produkte von morgen zu investieren, steht bereits mit
einem Fuß im Bankrott." (APA)