Bregenz (VN-cd) Ein menschliches Skelett, die "Schatzinsel" von
Robert Louis Stevenson, ein Sommercocktail, Seifenblasen. So weit
der neue Inhalt des Kunstterminals von Gottfried Bechtold am
Bregenzer Leutbühel. Er wurde zum letzten Mal bestückt.
Bestückt? Gottfried Bechtold verträgt diese Saloppheit. Der
ehemalige "documenta"-Teilnehmer und einer der bedeutendsten
Gegenwartskünstler Österreichs hatte immer schon eine konkrete
Vorstellung von Kunst im öffentlichen Raum. Sie solle einfach
plötzlich auftreten.
Und so gesehen ist es besonders auffallend, dass sich nun auch
Franz West, der große Vertreter der Wiener Kunstszene, den das
Kunsthaus Bregenz nun in seiner Sommerausstellung präsentiert,
Gedanken über die Art des Auftritts von Kunst im öffentlichen Raum
macht. Das könne ja auch "zu Monotonie" führen, meinte der
"Spätbürgerschreck" im Gespräch mit den "VN".
Die Gemüter erhitzt
Monotonie stellt sich bei Gottfried Bechtold niemals ein. Vor
rund zwölf Jahren erhielt er den Preis des Wacker Fonds. Verbunden
mit der Preisvergabe war die Errichtung dieses Kunstterminals am
Bregenzer Leutbühel. Seitdem hat Bechtold hier an die 40 Arbeiten
gezeigt. Die genaue Zahl kennt er selbst nicht, aber wer die
Ausstellungen verfolgt hat, der weiß, dass Bechtold einerseits auf
gerade aktuelle Arbeiten verwies, mit dem Mittel der Irritation auf
Geschehnisse Bezug nahm oder - wie im Sommer vor zwei Jahren - die
Großausstellung des Kunsthauses "erweiterte". Präsentiert wurde
damals Jeff Koons. Während der Akt des Einbeziehens des
Kunstschaffens ins tägliche Leben im KUB nur peripher behandelt
wurde, machte Bechtold die Sache konkreter. Ein Bild aus der Serie
"Made in Heaven", mit der Koons und seine damalige Frau Ilona
Staller die Vermarktung des Geschlechtsakts thematisierten, wurde im
Terminal ausgelegt - und erhitzte die Gemüter. Die Abkühlung
erfolgte erst Monate später. Bechtold hatte mit der Auslegung eines
Kunstwerks keine Gesetzesübertretung begangen.
Jetzt also ein Skelett. Eine Frau, die vor etwa 100 Jahren
verstorben ist, trug es in sich, später war es Lehrbehelf in einem
Gymnasium. Nun erinnert es einerseits an den Tod, hat, würdig
angebracht, in entspannter Sitzhaltung aber etwas Tröstliches, sogar
etwas Heiteres, weckt oder thematisiert Sehnsüchte. Ein schöner
Abschied von einem guten Jahrzehnt mit Kunst von Gottfried Bechtold
am Bregenzer Leutbühel.