VN Do, 17.7.2003

Politik
Lokal
Sport
Markt
Kultur
Welt

Chronik
Leserbriefe
TV
VN-Heimat

Anzeigen
eVN.vol.at






Kultur 

Ein Skelett am Leutbühel

Gottfried Bechtolds Abschiedswerk

Bregenz (VN-cd) Ein menschliches Skelett, die "Schatzinsel" von Robert Louis Stevenson, ein Sommercocktail, Seifenblasen. So weit der neue Inhalt des Kunstterminals von Gottfried Bechtold am Bregenzer Leutbühel. Er wurde zum letzten Mal bestückt.

Bestückt? Gottfried Bechtold verträgt diese Saloppheit. Der ehemalige "documenta"-Teilnehmer und einer der bedeutendsten Gegenwartskünstler Österreichs hatte immer schon eine konkrete Vorstellung von Kunst im öffentlichen Raum. Sie solle einfach plötzlich auftreten.

Und so gesehen ist es besonders auffallend, dass sich nun auch Franz West, der große Vertreter der Wiener Kunstszene, den das Kunsthaus Bregenz nun in seiner Sommerausstellung präsentiert, Gedanken über die Art des Auftritts von Kunst im öffentlichen Raum macht. Das könne ja auch "zu Monotonie" führen, meinte der "Spätbürgerschreck" im Gespräch mit den "VN".

Die Gemüter erhitzt

Monotonie stellt sich bei Gottfried Bechtold niemals ein. Vor rund zwölf Jahren erhielt er den Preis des Wacker Fonds. Verbunden mit der Preisvergabe war die Errichtung dieses Kunstterminals am Bregenzer Leutbühel. Seitdem hat Bechtold hier an die 40 Arbeiten gezeigt. Die genaue Zahl kennt er selbst nicht, aber wer die Ausstellungen verfolgt hat, der weiß, dass Bechtold einerseits auf gerade aktuelle Arbeiten verwies, mit dem Mittel der Irritation auf Geschehnisse Bezug nahm oder - wie im Sommer vor zwei Jahren - die Großausstellung des Kunsthauses "erweiterte". Präsentiert wurde damals Jeff Koons. Während der Akt des Einbeziehens des Kunstschaffens ins tägliche Leben im KUB nur peripher behandelt wurde, machte Bechtold die Sache konkreter. Ein Bild aus der Serie "Made in Heaven", mit der Koons und seine damalige Frau Ilona Staller die Vermarktung des Geschlechtsakts thematisierten, wurde im Terminal ausgelegt - und erhitzte die Gemüter. Die Abkühlung erfolgte erst Monate später. Bechtold hatte mit der Auslegung eines Kunstwerks keine Gesetzesübertretung begangen.

Jetzt also ein Skelett. Eine Frau, die vor etwa 100 Jahren verstorben ist, trug es in sich, später war es Lehrbehelf in einem Gymnasium. Nun erinnert es einerseits an den Tod, hat, würdig angebracht, in entspannter Sitzhaltung aber etwas Tröstliches, sogar etwas Heiteres, weckt oder thematisiert Sehnsüchte. Ein schöner Abschied von einem guten Jahrzehnt mit Kunst von Gottfried Bechtold am Bregenzer Leutbühel.

Die Arbeit von Gottfried Bechtold am Bregenzer Leutbühel ist bis 23. Juli zu sehen.

Zur Person

Der Künstler Gottfried Bechtold Geboren: 1947 in Bregenz Große Ausstellungen: u. a. Teilnahme an der legendären "documenta5" in Kassel u. a. Arbeiten im öffentlichen Raum: u. a. Lichtinstallation im VKW-Gebäude in Bregenz, Skulptur beim Vorarlberger Medienhaus, "Skulptur im Gebirge" in der Silvretta, Skulptur in der UNO-City, Wien Auszeichnungen: Internationaler Kunstpreis des Landes Vorarlberg 1999

Ein menschliches Skelett, der Roman "Die Schatzinsel" von Robert Louis Stevenson, Sommercocktail, Seifenblasen . . . (Fotos: VN/Dietrich)

Mit Püppchen reagierte Bechtold auf die Koons-Anschuldigungen.

Dieses Bild hat für mich auch etwas Tröstliches.

GOTTFRIED BECHTOLD




Kultur 

Zum Seitenbeginn