DER ONLINE DIENST DER TIROLER TAGESZEITUNG
http://www.tirol.com/
Junge Kunst am Abstellgleis

Sieben Güterwaggons sind der stimmungsträchtige Spielort der Ausstellung "räume". Gezeigt wird ein Querschnitt durch die junge Tiroler Kunstszene.

INNSBRUCK. Schon der Titel "räume 2" lässt keinen Zweifel daran, dass die Schau eine Neuauflage der "räume" von vor elf Jahren in der ehemaligen Fennerkaserne sein will. Was sich damals allerdings als hochkarätige Demonstration einer kaum bekannten Tiroler Avantgarde erwies, ist nun ein einziges großes Déjà-vu-Erlebnis. Denn die Zeiten, in denen junge Künstler keine Möglichkeiten auszustellen hatten, sind schlicht und einfach vorbei. Womit sich die Frage stellt, ob die 58.100 Euro, die die Schau gekostet hat - davon 7200 allein für die Miete der Waggons -, in Sparzeiten wirklich sinnvoll ausgegeben sind.

Ausstellungsmacher Wolfgang Falch und Richard Hörmann wollen in der Schau die gesamte Breite des aktuellen heimischen Kunstschaffens vorführen, formal ebenso wie technisch. Elmar Trenkwalder, Irene Dapunt, Norbert Pümpel, Werner Feiersinger, Peter Sandbichler, Arthur und Georg Salner oder Pia Steixner waren bereits vor elf Jahren dabei, nun mit qualitätvollen neuen oder bereits bekannten Arbeiten.

Keine Überraschung sind aber auch die Blumenbilder eines Ferdinand Szechenyi, die realistischen Malereien einer Andrea Holzinger und Heidrun Widmoser, die Installationen eines Herbert Hinteregger und Christoph Hinterhuber.

Für den Spielort

Als einer der wenigen hat Werner Feiersinger sein surreales Möbel speziell für den Spielort konzipiert, genauso wie Georg Salner sein um eine Eisenbahnbrücke kreisendes Video und Michael Wörgötter seine witzige Installation. Nicht ausgegrenzt wird aus der Schau die Jugendkultur in der Form von Graffitis, die Albrecht Dornauer und Joe Wetzinger allerdings nicht direkt an die Waggonwände sprühen durften.

Interessantes

Einige interessante Positionen sind in den "räumen 2" allerdings schon zu entdecken: Etwa die des Lienzer Kreisemalers Armin Klein oder die der Imsterin Barbara Mungenast. Interessant auch die vielteiligen Strukturenbilder von Peter Niedertscheider, der mit dem mehr oder weniger nassen Tuschpinsel Mann und Frau als vieldeutig binäres Zahlensystem kodiert.
Hübsch der Katalog zur Schau, der als Ringbuch mit je einer abreißbaren Postkarte für jeden Künstler gestaltet ist.
2002-07-02 17:39:38