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KHM: Moderne Meister erstmals eingeladen

19.09.2011 | 18:07 |  (Die Presse)

Am Montag präsentierte KHM-Generalin Sabine Haag eine neue Schiene für Gegenwartskunst. Die Reihe „Modern Masters“ umfasst Einzelausstellungen, begonnen wird mit Lucian Freud und Joseph Cornell.

Egal ob Louvre, National Gallery, Metropolitan Museum – alle großen historischen Kunstmuseen haben mehr oder weniger subtil einen Zugang zu zeitgenössischer Kunst gefunden. Das Kunsthistorische Museum in Wien hat sich diesbezüglich bisher vor allem durch teils atemberaubende Qualitätsschwankungen ausgezeichnet.

Sabine Haag hat diese prestigeträchtige Erweiterung der Kernkompetenz jetzt erstmals einem Experten anvertraut, dem Briten Jasper Sharp, Mitte 30, Kurator und Kunsthistoriker, der u. a. in Venedig für Guggenheim und in Wien für Francesca Habsburgs Kunststiftung gearbeitet hat.

Für das KHM entwickelte er ein gediegenes, dreigeteiltes Programm für die kommenden drei Jahre: Unter dem Titel „The Artist's mind“ soll immer ein Zeitgenosse eine Ausstellung aus der Sammlung des KHM konzipieren, im September 2012 beginnt damit US-Maler Ed Ruscha, 2005 Vertreter der USA bei der Biennale Venedig und einer der vielen hier kaum bekannten US-Weltstars.

 

Einzelwerke im Theseustempel

Die Reihe „Modern Masters“ umfasst Einzelausstellungen, begonnen wird mit Lucian Freud (Oktober 2013) und Joseph Cornell (Oktober 2014). Im Theseustempel Volksgarten sollen Einzelwerke effektvoll präsentiert werden, so wie es dem einstigen Bauzweck entspricht: Der Tempel wurde 1823 für Canovas gerade vollendeten „Theseus besiegt den Kentauren“ geschaffen. Seit 1890 steht die Skulptur am Stiegenaufgang zu den hehren KHM-Galerien.

Diese sollen laut Sharp nur international etablierten Meistern des 20. und 21. Jahrhunderts offenstehen, die mit der Sammlung in irgendeiner Verbindung stehen und, wenn möglich, noch nie in Österreich ausgestellt haben: „Das ist kein Ort für junge, aufstrebende Künstler.“ Ankäufe sind keine vorgesehen, so Haag, Auftragsarbeiten auch nicht, und zur Beruhigung für Kunstmarkt-Skeptiker: Die Einzelwerke im Theseustempel werden keine sein, die man kaufen kann, verspricht Sharp.

Mit Österreichern sei er ebenfalls schon in Gesprächen, vor allem mit einer Malerin. Den Namen Maria Lassnig will er nicht nennen. Aber man darf hoffen. sp


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