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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
24. Oktober 2007
21:14 MESZ
Foto: Galerie Kratochwill
Diese Proportionsstudie von Arnulf Rainer (1953) fand in München vorläufig keinen Abnehmer und steht bei Kratochwill (Graz) für 170.000 Euro noch zum Verkauf.

Münchner Fixtermine
An die Isar lockten zwischen 11. und 14. Oktober die "Munich Highlights" und von 13. bis 21. Oktober die traditionelle Kunstmesse München

Fazit: konstante Besucherzahlen und nennenswerte Verkäufe.

München - 20 Teilnehmer stellte die von Konrad Bernheimer zusammengesetzte Gruppe an Kunsthändlern, die sich im Herzen der bayerischen Metropole für eine komprimierte Eventversion entschieden. Für diese Tefaf-Fraktion, benannt nach der Teilnahme auf der wichtigsten Kunst- und Antiquitätenmesse, war die traditionelle Großveranstaltung am Messegelände Riem bis zur Geburtsstunde der Munich Highlights 2004 ein fixer Termin im Präsentationsprogramm.

Jetzt geht man einen eigenen, und durchaus erfolgreichen Weg, hat sich in die Herzen der fachkundigen Sammlerschaft gespielt. Und die ist, das zeigen die bereits verlautbarten Abschlüsse, nicht nur regional, sondern tatsächlich international. Nach Texas etwa reichte Georg Laues eine um 1800 datierte Camera obscura weiter, deren Vergleichsexemplar sich im Corning-Museum in den USA befindet. Arnoldi-Livie reichte einen Hans von Marées nach Paris weiter, Katrin Bellinger eine Ansicht der Albrechtsburg in Meißen an ein amerikanisches Museum. Innerhalb der europäischen Grenzen bot das Antiquariat Bibermühle ein seltenes französisches Gebetbuch aus dem 14. Jahrhundert an: Eine Institution sicherte sich diese vollständig erhaltene Rarität für 50.000 Euro.

Dass die Investition in einen Messekatalog trotz des digitalen Zeitalters von Relevanz ist, dieses Resümee darf sich die Kunstmesse München auch im 52. Jahr der Veranstaltung an die Fahnen heften. Bereits vor dem ersten Öffnungstag galt eine stattliche Anzahl an Objekten als verkauft oder als reserviert. Lovis Corinths Aquarell mit der Ansicht des Walchensees, es entstand wenige Tage bevor sich der Künstler entschied in ebendieser Region künftig leben zu wollen, war ein solcher Kandidat. Die 1918 ausgeführte Arbeit gab Thole Rotermund (Hamburg) an ein "bedeutendes süddeutsches Museum" ab, in einer Preiskategorie von mehr als 70.000 Euro.

Gleich mehrfach hätte Dagmar Holz (Königswinter) die im Katalog abgebildete und mit 12.800 Euro veranschlagte Katze von Johann Joachim Kaendler verkaufen können. Mit der benachbarten Tischuhr, ebenfalls von Kaendler, bediente man ein Ehepaar maßgeschneidert - er sammelt Uhren, sie Porzellan.

Bei Patrick Kovacs (Wien) wechselten beide Katalogabbildungen mit Arbeiten Josef Hoffmanns noch vor Messestart den Besitzer: der 28.000 Euro teure Schreibtisch nach Paris und die von der Wiener Werkstätte in Silber ausgeführte Schüsselglocke nach New York. Regional bediente er mit Sitzmaschine sowie einem Esszimmerensemble für 38.000 Euro statt der ursprünglich - noch während der Residenz Messe in Salzburg - veranschlagten 48.000 Euro. Für Debütant Kratochwill aus Graz verlief es zufriedenstellend, auf halbem Weg Richtung Köln (Cologne Fine Art, 31. 10 - 4. 11.) begeisterte man mit Großformaten von Polke und Lüpertz.

Der Titel "erfolgreichster Österreicher" gebührt Thomas Salis: Beim Auftakt wechselte ein Gemälde Antoni Tapiès (32.000 Euro) den Besitzer, später dann Arbeiten Gerhard Richters und für das 380.000 Euro teure La grue L'Union von Paul Signac (1885) durfte er eine Reservierung notieren. Bei Peter Mühlbauer (Pocking) wechselte ein Schreibschrank mit Boulle-Marketerie den Besitzer, der Preis soll um die 250.000 Euro gelegen haben. Einen besonderen Blickfang bot die exquisite Auswahl an Altwien-Porzellan der Galerie Rudigier, die zuletzt den Verkauf von Teilen der Bloch-Bauer-Sammlung aus der Sorgenthal-Periode an das Liechtenstein Museum vermittelte. Auch spezialisierte Angebotssegmente wie Antiken fanden gefallen, in allen Preiskategorien: Von 80 Euro für eine Tonschale aus dem 6. punischen Jahrhundert bei Numisart (München) über Objekte zwischen 14.000 und 140.000 Euro bei Jean-David Cahn (Basel) bis zu hochkarätigen Reservierungen, wie der spektakulären Büste des Feldherrn Germanicus, die für etwa 260.000 Euro in einem von zwei Museen eine neue Heimat finden wird. (Olga Kronsteiner / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.10.2007)


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