Sonderbeilagen

Über Gewalt und politische Kunst

13.10.2007 | SN
Tagung zum Thema "Guernica 1937-2007" von 12. bis 14. Oktober OTTO NEUMAIER

Am 26. April 2007 jährte sich zum 70. Mal die Bombardierung der Stadt Guernica durch die Legion Condor, einen Verband von deutschen und italienischen Fliegern, die im Spanischen Bürgerkrieg auf der Seite der falangistischen Milizen Francos kämpften. Guernica war zwar weder als Stadt noch ökonomisch oder strategisch bedeutsam, hatte und hat aber für die Basken hohe symbolische Bedeutung, weil die spanischen Könige schon im Mittelalter unter der Eiche von Guernica gelobten, die Freiheitsrechte der Basken anzuerkennen. Über Spanien hinaus hatte das Ereignis nicht nur historische Bedeutung als "Testlauf" der deutschen Wehrmacht für den nächsten Krieg, sondern auch als Anregung für Picassos berühmtes Bild.

Pablo Picasso hatte 1936 von der republikanischen Regierung Spaniens den Auftrag erhalten, für den spanischen Pavillon der Weltausstellung 1937 in Paris ein Bild zu malen. Als er von der Zerstörung Guernicas erfuhr, verwarf er sein ursprüngliches Konzept ("Der Maler und sein Modell") und begann mit den Skizzen zu jenem riesigen Gemälde, das schließlich dem Thema der am 25. Mai 1937 eröffneten Weltausstellung, nämlich "Kunst und Technik im modernen Leben", eine neue, unvorhergesehene Bedeutung gab. Inspiration und Herausforderung durch Picassos "Guernica" Als eines der bedeutendsten Werke Picassos hat "Guernica" nicht nur zahllose Autoren (von Rudolf Arnheim und Anthony Blunt über Gijs von Hensbergen und Max Imdahl bis zu Werner Spies und Annemarie Zeiller) zu unterschiedlichen Interpretationen angeregt, sondern auch auch viele Kunstschaffende herausgefordert, sich schöpferisch in ihrer jeweiligen Disziplin damit auseinander zu setzen.

Erwähnt seien etwa in der bildenden Kunst die Arbeiten der spanischen Künstlergruppe "Equipo Cronica", in der Literatur Christoph Janacs oder Peter Weiss sowie Paul Dessau, Klaus Huber oder Luigi Nono in der Musik. "Guernica" wurde auch in modernen Medien wie Rockmusik oder Comics rezipiert, und die anhaltende Bedeutung lässt sich vielleicht am besten dadurch illustrieren, dass der nach dem Bild geschaffene Wandteppich, der gewöhnlich am Eingang zum Sitzungssaal des Weltsicherheitsrats in New York hängt, am 5. Februar 2003 verhängt werden musste, als Colin Powell dort den bevorstehenden Irakkrieg zu rechtfertigen versuchte.

Vom 12. bis 14. Oktober findet nun im Museum der Moderne Rupertinum eine von Wolfgang Gratzer (Universität Mozarteum) und Otto Neumaier (Paris Lodron Universität) im Rahmen des Universitätsschwerpunkts "Wissenschaft und Kunst" organisierte Tagung statt, die mit einem Vortrag von Wieland Schmied über die Frage, ob "Guernica" ein politisches Bild ist, eröffnet wird.

Danach analysieren zunächst Christoph Boyer und Helga Embacher historische Hintergründe und Konsequenzen der Zerstörung von Guernica im spanischen Bürgerkrieg, ehe Otto Neumaier mit einem Vortrag über die künstlerische Auseinandersetzung mit den Schrecken des Krieges zum eigentlichen Thema überleitet, das an den Folgetagen behandelt wird: Michael Scholz-Hänsel untersucht die Rezeption von Picassos "Guernica" in der bildenden Kunst, Rainer Metzger die motivische Deformation in diesem Bild, Martin Papenbrock Picassos weitere Beschäftigung mit Krieg und Margit Zuckriegl das Bild des Schreckens in der Fotografie. Hartmut Möller, Stefan Drees, Wolfgang Gratzer und Michael Weber gehen der Ausstrahlung von "Guernica" auf die erwähnten Komponisten sowie auf die Rockmusik nach, während Angela Birner, Roman Reisinger und Julia Hinterberger die literarische Beschäftigung mit der Zerstörung von Guernica und mit Picassos Bild erörtern.

Das Programm wird am Abend des 12. Oktober durch eine Veranstaltung im Literaturhaus Salzburg ergänzt, bei der Albert Weilguny und Simon Schlingplässer aus dem Buch "Schweigen über Guernica" von Christoph Janacs lesen und das Ensemble "Canme" unter Leitung von Simone Fontanelli vier zeitgenössische Kompositionen zum Thema "Guernica" von Augustin Castilla-Avila, Simone Fontanelli, Stefan David Hummel und Sebastiana Ierna aufführt, von denen zwei für diesen Abend geschrieben worden sind. Otto Neumaier

Archiv
Salzburg: Stadt SalzburgFlachgauTennengauPongauPinzgauLungau
Nachrichten: InnenpolitikWeltpolitikSportWirtschaftChronikKulturHiTecimBildZeitung
Interaktiv: DebatteBlogsVideoBabybilder WizanySalzburgwiki
Freizeit: VeranstaltungenKinoMusikSpieleReisenWetterHoroskopGewinnspiele
Marktplatz: KarriereImmobilienMotorJobloungePartnerbörsePreisvergleichShopping Mall
SN-Service: Archiv Abo AnzeigenpreiseOnline Werbung MediadatenSN Saal Wir über uns
Salzburger Woche Service: Anzeigenpreise Kontakt
Leseliste löschen Gelesene Artikel löschen