ANFANG MITTE ENDE
fuer
die dauer eines kusses.
Das
Objektiv ist subjektiv
Biographie
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- Oswald Wiener schrieb sein Referat ueber Wittgenstein in
Kanada.
Kanada und Wittgenstein, zwei an Inhalt und Umfang
divergierende Begriffe - doch Werk und Person Oswald Wieners halten
sie zusammen, setzen die Klammer. Diese reicht zurueck: auch
literarhistorisch. Denn schon als Mitglied der Wiener Gruppe
konfrontierte Wiener sich und diese mit der Sprachphilosophie
Wittgensteins. Dieser Sachverhalt darf jedoch nicht dazu verleiten,
Oswald Wiener einer Tradition zuzuordnen, der er stets zu entkommen
trachtete. Nicht nur im Schreiben, auch im Empfinden, Denken, Sprechen
und Handeln floh und flieht er jede konservierende Vereinnahmung.
Seine rebellische Haltung gegen den sinn- und zielgerichteten Einklang
von Individuum und Welt unter dem sprachlich konstruierten Pathos des
Humanen zieht sich jedoch als gleichsam historischer Faden, besser:
als Zuendschnur durch ein mit erkenntnistheoretischem Sprengstoff
versehenes Werk; ein Werk, das literarisch und philosophisch auch von
Wittgenstein beeinflusst wurde - und Wiener vom
kuenstlerisch-geistigen Randbereich und Untergrund Wiens und Berlins
in den auch raeumlich und kulturell so entfernten Kanadas fuehrte: der
aeussere Standort wurde dem denkerischen konvergent. Dieser wurde
durch die sprachkritische Lektuere Wittgensteins mitgepraegt - ist
aber in bezug auf die von Wiener aufgezeigten Zweifel an den
"Philosophischen Untersuchungen" zu relativieren:
[...]
vollends waren meine privatgoetter ins wanken geraten. wittgensteins
"untersuchungen" waren in zweiter auflage in england erschienen [...]
und fegten fuer mich seinen "tractatus" vom tisch. dennoch wurde mir
klar, dass seine bemerkungen, ihm selber vielleicht nicht ganz
bewusst, auf eine interpretation der sprache als prototyp der
politischen organisationen hinausliefen, und solches war mir, dem
studenten einer neuen anarchie, zuwider. ich interessierte mich
neuerdings fuer fritz mauthner [...].
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