Artikel druckenWien (zoe). Der Eiserne Vorhang ist längst Geschichte, ebenso die Berliner Mauer. Doch ist deswegen Europa grenzenlos geworden? Dieser Frage gehen Diplomaten und Kulturschaffende bei der heute, Donnerstag, beginnenden Auslandskulturtagung im Wiener Künstlerhaus nach.
„Die Kunst reagiert auf Entwicklungen, und anhand der Ereignisse des Jahres 1989 lässt sich verfolgen, wie man mit Weltanschauungen umgeht“, erklärt Emil Brix, Leiter der Kultursektion im Wiener Außenamt, im Gespräch mit der „Presse“. Kunst und Kultur würden einen wichtigen Beitrag zur Verhinderung von Populismus leisten und vor dem Neo-Nationalismus warnen. Das Zusammenwachsen von Europa und somit Vertrauen in die EU-Erweiterung werde wesentlich durch die Kultur geprägt.
Die österreichischen Kulturforen im Ausland – derzeit gibt es von Teheran bis Tokio weltweit 30 – seien Teil einer aktiven Zivilgesellschaft und würden Beiträge zu positiven Veränderungen leisten, etwa im Iran. Und welche Rolle spielt die Walzerseligkeit? „Österreich ist ganz einfach eine Kulturnation mit hoher internationaler Aufmerksamkeit, und wir verkaufen im Ausland kein anderes Bild.“ Doch über den Weg der traditionellen Musikkultur könne man auch Neues präsentieren, Motto „Tradition und Innovation“. Dennoch: „Die kulturelle Nähe hilft generell schon“, meint Brix. Sei die Wellenlänge ähnlich, könne man leichter anknüpfen.
Rückkehr nach London
Immer wichtiger werden aber auch „kulturelle Großräume“ wie Indien oder China. Dort gebe es eine gute Zusammenarbeit mit den deutschen Pendants zu den österreichischen Kulturforen, den Goethe-Instituten.
Brix selbst wird seinen Job als Auslandskultur-Chef abgeben und ab 2010 Botschafter in London werden. Die Stadt kennt er bereits aus den 90er-Jahren: Damals leitete er das dortige Kulturforum.