DER ONLINE DIENST DER TIROLER TAGESZEITUNG
http://www.tirol.com/
Dialog poetischer Bilder

"Auch wenn der Fahrer ein anderer ist, der Lastwagen bleibt der Gleiche" nennt Marcel Odenbach seine Schau im Kunstraum Innsbruck.

INNSBRUCK. Das Medium des 50-jährige Kölners Marcel Odenbach ist die Videoinstallation. Seit 1978 ist der ausgebildete Architekt im internationalen Ausstellungszirkus präsent, um nun im Kunstraum Innsbruck fünf große Videoinstallationen und eine Reihe früher Arbeiten zu zeigen.

Für die Schau hat sich der Kunstraum wieder einmal total gewandelt, teilt sich nun in mäanderartig verschachtelte Dunkelräume. Nicolaus Schafhausen, der Direktor des Frankfurter Kunstvereins, hat die Schau für sein Haus kuratiert und nun für Innsbruck modifiziert.

Marcel Odenbach ist ein poetischer Geschichtenerzähler, allerdings kreisend um so brisante Fragen wie Urteil und Vorurteil, rassistisch besetzte Klischees, kulturelle Besetztheiten, kollektives Gedächtnis. Der Zugang des Künstlers ist allerdings ein sehr subjektiver, die großen politischen Fragen bekommen in seiner Aufbereitung reizvoll menschliche Gesichter.

Etwa das des Wache schiebenden ostdeutschen Soldaten, dessen starre Mimik in der Konfrontation mit dem Künstler zu arbeiten beginnt, Emotionen zeigt, um schließlich wieder einzufrieren.
Marcel Odenbach arbeitet in seinen Videoinstallationen gerne mit dialogischen Sehweisen, mit dem Gegenüberstellen von eigenen und fremden Bildern, von alten und neuen, langsamen und schnellen, inszenierten und zufälligen, aus den unterschiedlichsten Perspektiven geschossenen, unterlegt mit suggestiven Sounds.

Diese überlappen sich beim Gang durch die Ausstellung reizvoll, laden ein zu mentalen Zeit- und Weltreisen. So überschneiden sich etwa in der 1998 entstandenen Installation "Idea of Africa" Bilder des Besuchs des deutschen Konsuls 1918 in der damals deutschen Kolonie Togo mit solchen aus dem Blickwinkel heutiger Afrikaner. In "Mir hat es den Kopf verdreht" tanzen die Bilder in den unterschiedlichsten Geschwindigkeiten im Kreis. Langsame intensive Bilder werden in "Innere Sicherheit" auf Jalousien projiziert, wodurch das Statische suggestiv zerstückelt wird.

_________________________________________
Kunstraum Innsbruck, Maria-Theresien-Straße 34; bis 29. März, Montag bis Freitag 11 bis 18 Uhr, Donnerstag bis 20 Uhr, Samstag 11 bis 17 Uhr. Heute, Samstag, 12 Uhr, Marcel Odenbach im Gespräch mit Nicolaus Schafhausen und Udo Kittelmann
2003-01-17 15:37:34