Linz,
Bregenz (VN-cd) Vorarlberg hat seinen jüngsten
Kunstskandal, bei dem sich etliche blamiert haben, Künstler
Gottfried Bechtold aber trotz Einschaltung der Staatsanwaltschaft
ohne Blessuren davongekommen ist, gerade überstanden, nun gerät die
Neue Galerie Linz in die Schlagzeilen. Keith Haring (1958-1990), ein
Weltstar unter den zeitgenössischen Künstlern, soll Pornographie
produziert haben.
Bislang hat das wohl kaum jemand so gesehen, und auch in
Linz zeigte man sich eher begeistert darüber, dass es überhaupt
gelang, eine größere Ausstellung mit Arbeiten des Künstlers, der in
etwa so bekannt ist wie Andy Warhol (und fast so oft kopiert wird)
überhaupt in die Neue Galerie zu bekommen. Dort läuft sie seit Mitte
Jänner bei regem Publikumszuspruch.
Dass über einige Bilder seit Jahrzehnten diskutiert wird, liegt
in der Natur der Sache - warum sollte das in Linz anders sein.
Der als Volksanwalt abgestellte Vorarlberger FPÖ-Politiker Ewald
Stadler hat sich nun aber als Vertreter einiger "besorgter" Bürger
hervorgetan und kritisiert, dass die Ausstellung mit Arbeiten (die
die meisten Jugendlichen aus Reproduktionen gut kennen) auch von
Jugendlichen besucht wird bzw. dass so ein Besuch von der
zuständigen Schulbehörde sogar empfohlen wird.
Dabei wird auch behauptet, dass Jugendliche vor den Bildern, auf
denen Geschlechtsteile erkennbar sind (Haring fand bekanntlich zu
einem Stil, der Comics oder der Graffiti-Maleriei ähnlich ist), dazu
aufgefordert werden, ihre Gefühle zu äußern.
Geschulte Pädagogen führen die Kinder
Auf Anfrage der "VN" gab die Neue Galerie in Linz dazu
bekannt, dass dies so sicher nicht stimme. Die Führungen von
Schulklassen seien von geschulten Pädagogen geleitet worden, die
ihre Erläuterungen jeweils auf das Alter der Kinder oder
Jugendlichen abstimmen. Außerdem wies eine Vertreterin der Galerie
darauf hin, dass sich ein Gemälde von Keith Haring sogar in der
Friedenskirche in Linz-Urfahr befindet.
Arbeit von Keith Haring aus dem Jahr 1985. In Linz sorgen
solche Bilder für Aufregung.