Seit vergangenem Herbst spielt sich die österreichischen
Kulturpräsenz in der französischen Hauptstadt neu ein. Denn nicht nur die
Lokalitäten haben nach dem Verkauf des alten repräsentativen
Kulturinstitutes, das noch über einen eigenen Veranstaltungsraum verfügte,
geändert. Seit der Umbenennung in "Österreichisches Kulturforum" wird dort
"Auslandskulturarbeit neu" vollzogen: Weniger Repräsentation, dafür mehr
gemeinsame Veranstaltungen und Projekte mit französischen Partnern, so
lautet die Devise, die Kulturforumsdirektor Stephan Vavrik bereits
engagiert in die Praxis umsetzt.
Gestern, Mittwoch, konnte Vavrik in den auf ganze 180
Quadratmeter zusammengeschmolzenen Räumlichkeiten an der Avenue de Villars
viele namhafte Gäste aus Paris und Wien willkommen heißen, um die
offizielle Eröffnung vorzunehmen. Außenministerin Benita Ferrero-Waldner
reiste in Begleitung von Kunst- und Medienstaatssekretär Franz Morak und
Tourismus-Staatssekretärin Mares Rossman zur internen Eröffnungszeremonie
an.
Was dann folgte, war ganz im Sinne der Philosophie, von
der sich das Bemühen um eine verstärkte Kulturpräsenz im Rahmen des
Kulturforum-Konzepts leiten läßt: Mit einem Galakonzert im Espace Cardin
an den Champs-Elysées ließ man das Orchester "Internationale Residenz
Solisten Wien" mit seinen Musizierkünsten "nach außen wirken", wie das
neue Motto lautet.
Der Zuspruch ließ auch nicht zu wünschen übrig. Da der
Konzertsaal nur 700 Plätze bietet, mußten schon seit einer Woche sämtliche
zahlreichen Interessenten für die "Musikalischen Eskapaden aus Österreich
und anderswo" abschlägig beschieden werden.
In einer ersten Bilanz seit der Übersiedlung vom
repräsentativen Kulturinstituts-Gebäude ins bescheidenere Kulturforum
sieht Direktor Vavrik "keinen Verlust an kultureller Präsenz" Österreichs
an der Seine. Im Gegenteil: Umschichtungen haben in dem früher mit höheren
administrativen Ausgaben belasteten Budget mehr Mittel für operative
Aktionen freigemacht. Und der Verzicht auf eigene Veranstaltungsräume habe
den ohnedies meist positiven Zwang mit sich gebracht, verstärkt
französische Partner zu finden. "Das hat den Vorteil, daß man dorthin
geht, wo das Publikum ist", sagt Vavrik, "und wir erreichen auch immer
wieder ein anderes Publikum."
Bibliothek neu aufgestellt
Das Österreichische Kulturinstitut hatte 1962 als
Nachfolger des schon 1954 gegründeten Österreichischen Kulturzentrums in
Paris am Boulevard des Invalides seine Heimstatt gefunden. Das Kernstück
dieses Instituts, die 25.000 Bände umfassende Bibliothek, konnte nun in
dem neuen Gebäude, das sich das Kulturforum mit dem Österreichischen
Konsulat teilt, sogar besser als bisher untergebracht werden - inklusive
Leseraum, der nun "Medienraum" genannt wird.
Auch ist die Gruppe jener, die das "alte" österreichische
Kulturinstitut vermissen, nicht allzu groß. Die Stammgäste bildeten einen
zunehmend engeren Zirkel - was die Kosten-Nutzen-Rechner erst recht auf
den Plan rief. Politische Phantasien österreichischer Künstler, das alte
Institutsgebäude zu kaufen und dort selber Programm zu machen, blieben so
rührende wie auch peinliche Luftblasen.
© Die Presse |
Wien