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14.02.2002 - Kultur News
Österreichisches Kulturforum in Paris: "Nach außen agieren"
Eröffnet wurde das Österreichische Kulturforum, vordem Kulturinstitut, Paris mit einem Galakonzert. Schon seit letztem Jahr wird dort "Auslandskulturarbeit neu" betrieben.
Von unserem Korrespondenten REINHOLD SMONIG


Seit vergangenem Herbst spielt sich die österreichischen Kulturpräsenz in der französischen Hauptstadt neu ein. Denn nicht nur die Lokalitäten haben nach dem Verkauf des alten repräsentativen Kulturinstitutes, das noch über einen eigenen Veranstaltungsraum verfügte, geändert. Seit der Umbenennung in "Österreichisches Kulturforum" wird dort "Auslandskulturarbeit neu" vollzogen: Weniger Repräsentation, dafür mehr gemeinsame Veranstaltungen und Projekte mit französischen Partnern, so lautet die Devise, die Kulturforumsdirektor Stephan Vavrik bereits engagiert in die Praxis umsetzt.

Gestern, Mittwoch, konnte Vavrik in den auf ganze 180 Quadratmeter zusammengeschmolzenen Räumlichkeiten an der Avenue de Villars viele namhafte Gäste aus Paris und Wien willkommen heißen, um die offizielle Eröffnung vorzunehmen. Außenministerin Benita Ferrero-Waldner reiste in Begleitung von Kunst- und Medienstaatssekretär Franz Morak und Tourismus-Staatssekretärin Mares Rossman zur internen Eröffnungszeremonie an.

Was dann folgte, war ganz im Sinne der Philosophie, von der sich das Bemühen um eine verstärkte Kulturpräsenz im Rahmen des Kulturforum-Konzepts leiten läßt: Mit einem Galakonzert im Espace Cardin an den Champs-Elysées ließ man das Orchester "Internationale Residenz Solisten Wien" mit seinen Musizierkünsten "nach außen wirken", wie das neue Motto lautet.

Der Zuspruch ließ auch nicht zu wünschen übrig. Da der Konzertsaal nur 700 Plätze bietet, mußten schon seit einer Woche sämtliche zahlreichen Interessenten für die "Musikalischen Eskapaden aus Österreich und anderswo" abschlägig beschieden werden.

In einer ersten Bilanz seit der Übersiedlung vom repräsentativen Kulturinstituts-Gebäude ins bescheidenere Kulturforum sieht Direktor Vavrik "keinen Verlust an kultureller Präsenz" Österreichs an der Seine. Im Gegenteil: Umschichtungen haben in dem früher mit höheren administrativen Ausgaben belasteten Budget mehr Mittel für operative Aktionen freigemacht. Und der Verzicht auf eigene Veranstaltungsräume habe den ohnedies meist positiven Zwang mit sich gebracht, verstärkt französische Partner zu finden. "Das hat den Vorteil, daß man dorthin geht, wo das Publikum ist", sagt Vavrik, "und wir erreichen auch immer wieder ein anderes Publikum."

Bibliothek neu aufgestellt

Das Österreichische Kulturinstitut hatte 1962 als Nachfolger des schon 1954 gegründeten Österreichischen Kulturzentrums in Paris am Boulevard des Invalides seine Heimstatt gefunden. Das Kernstück dieses Instituts, die 25.000 Bände umfassende Bibliothek, konnte nun in dem neuen Gebäude, das sich das Kulturforum mit dem Österreichischen Konsulat teilt, sogar besser als bisher untergebracht werden - inklusive Leseraum, der nun "Medienraum" genannt wird.

Auch ist die Gruppe jener, die das "alte" österreichische Kulturinstitut vermissen, nicht allzu groß. Die Stammgäste bildeten einen zunehmend engeren Zirkel - was die Kosten-Nutzen-Rechner erst recht auf den Plan rief. Politische Phantasien österreichischer Künstler, das alte Institutsgebäude zu kaufen und dort selber Programm zu machen, blieben so rührende wie auch peinliche Luftblasen.



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