Galerie Hofstätter: Arbeiten von Thomas Reinhold
Fahnen, Sonnen und Monde
Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer
Thomas Reinhold zeigt in der Galerie Hofstätter bis 29. Juni
eine neue Serie von großformatigen Gemälden unter dem Titel "Sonne und
Mond". Nachdem der Künstler in den 80er Jahren mit den Vertretern der
"Neuen Malerei" (Anzinger, Mosbacher, Schmalix u. a.) in einem Atemzug
genannt wurde, hat er schon im letzten Jahrzehnt einen sehr eigenwilligen
Weg über die Abstraktion zurück zur Verbindung mit dem Gegenstand oder
Ornament gewählt, der sich stark auf den Malprozess konzentriert. Die
"Fahnenbilder", die neben der Gruppe um "Sonne und Mond" zu sehen sind,
lassen zwar Assoziationen zu Jasper Johns zu, zeigen aber Foto-Sequenzen
aus Shanghai, die einer Struktur in Streifen von wechselnd zartgrauer und
gelber Farbigkeit unterworfen werden. Die Textur ist durch den Wandel von
pastos zu einer verflüssigt verlaufenden Lasur gekennzeichnet. Diese
genaue und intensive Untersuchung der Oberfläche zeichnet sich auch in den
Bildern zu Sonne und Mond ab. Antike Amphoren-Formen vertreten den Mond,
Stuckornamente in Akanthusform um einen hellen Kreis die Sonne. Die
gegensätzlichen Farbskalen machen den warmen und kühlen Tag- und
Nachtkontrast verständlich. Dazu beschäftigt sich Reinhold beinahe
exzessiv mit der archäologischen Schichtung von Farbhäuten und sichtbaren
Spuren des Malprozesses. Diese Spuren erreicht er auch durch Drehen
der Leinwand bei dünnem Auftrag, der sich in Rinnsale ausweiten und durch
neuerliche Drehung in der Richtung gestoppt oder neu gelenkt werden kann.
Rätselhafte Ausstrahlung ist die Folge, da der Maler auch haptische
Prozesse mit der Spachtel und den Fingern in plastischer Farbpaste aus
Ölfarbe hinterlässt. Trotz spontaner Einsätze dieser Art wirkt die gesamte
Konfiguration sehr überlegt und ausgeklügelt. Die allein in Öl möglichen
Experimente lassen weite Verwandtschaften zu Morris Louis oder zu Johns
und der "Post Painterly Abstraction" anklingen; jedoch sind Ornament und
fotografischer Wirklichkeitsausschnitt sehr auf die Gegenwartskunst
bezogen. Reinholds neue Werkgruppen folgen einem großen Auftrag für
Glasfenster in der Europakapelle in Brüssel, einer Personale der Secession
und einer in der Galerie Hofstätter 1999; diese interessanten Etappen von
2001/02 sind folgerichtig im konsequenten Arbeitsfortgang des
introvertierten Malers.
Erschienen am: 11.06.2002 |
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