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derStandard.at | Newsroom | Kultur | Bildende Kunst 
08. April 2009
19:58 MESZ

Layr Wuestenhagen Contemporary. An der Hülben 2. Bis 30. 4.

 

In Fragmente zerrissen, als würde Nick Oberthaler den Worten misstrauen: "Wo Aufruhr und Empörung", 2009.

 


Zittrige Worte, vibrierende Linien
Nick Oberthalers Ausstellung "Der verlorene und wiedergefundene Himmel" bei Layr Wuestenhagen Contemporary in Wien

Es ist eher eine graue Version von Sturm und Drang, die in Nick Oberthalers Befragungen der Jugend durchsickert. Eine sanfte Brise Pessimismus und ein Hauch Romantik weht durch seine Ausstellung "Der verlorene und wiedergefundene Himmel" bei Layr Wuestenhagen Contemporary.

Nick Oberthaler (27), der an der Akademie der bildenden Künste bei Gunter Damisch Grafik studierte, überprüft in seinen reduziert wirkenden Arbeiten, vorwiegend Zeichnung und Collage, Vorstellungen der Jugend - historische und gegenwärtige. Assoziativ fügt er die Elemente zu leichten, luftigen Kompositionen aus collagiertem Papier, Bleistift- und Tuschezeichnungen, Siebdruckelementen und malerischen Flächen zusammen. Trotz der Mischtechnik ergibt sich in seinen sprachlichen Kompositionen und unwirklichen, surrealen Landschaftsbildern ein einheitliches, ausgewogenes Gesamtbild.

Am Anfang seiner Kompositionen steht meist ein einziges Fragment, ein Bild oder ein Zitat - in zarten weißen Lettern auf schwarzem Grund liest man etwa: "Wo die Jugend zur leeren Geste wird und uns die eigene Befindlichkeit täuscht wie der Blick in einen Spiegel". Das zeugt von mehr Misstrauen als Rebellion. Misstrauen gegenüber dem Bild und dem Gefühl. Und gegenüber dem Satz als festem Gefüge, denn seine Teile sind zittrig auf das Weiß des Blattes montiert, schwimmen über einem Grund aus vibrierenden Linien.

In "Der Augenblick" zerreißt er ein Kierkegaard-Zitat - "Der Augenblick ist jenes Zweideutige, darin Zeit und Ewigkeit einander berühren" - in einzelne Worte, wie um ihre Poesie von allen Seiten zu betasten. Das Vereinzeln der Wörter zerstört ihren Zauber jedoch nicht, sondern verstärkt ihn vielmehr. In "Sundown" wird das surrende Linienspiel sogar zum eigenen Bildthema; ein achtlos wirkender Strich, der sich wie eine Macke im geordneten System ausmacht, holt das verträumte Fadenspiel aber auf den Boden zurück. (kafe / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.4.2009)

 

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