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vom 15.11.2007 - Seite 022
Lentos: Ausstellung der Haus-Rucker-Co

Architektur zum Zerkugeln

Von Irene Gunnesch

Kreischen hört man. Gehopse. Nach Überwindung von Turngeräten weist ein schwarzes Tor den Weg in einen kippenden Raum. Eine Schleuse, durch die man den Großen Saal des Linzer Kunstmuseums Lentos betritt.

Dahinter der Quell der Geräuschkulisse: ein 15 x 15 Meter großes, weißes Luftkissen, auf dem riesige weiße Bälle liegen. Darauf und damit turnen Erwachsene ebenso wie Kinder. Leben pur. Doch: "Das Museum ist der Friedhof der Kunst", meint der Linzer Architekt Günter Zamp Kelp: "Ist Kunst im Museum, ist sie schon tot."

Aushebeln des Tempels Museum

Kelp gründete mit dem Architekten Laurids Ortner und dem Künstler Klaus Pinter im Jahr 1967 die sogenannten Haus-Rucker-Co. In den OÖN war bereits gestern anlässlich der Eröffnung der Haus-Rucker-Präsentation im Linzer Kunstmuseum ein ausführliches Interview mit Gründungsmitglied Ortner zu lesen. Bis 16. März ist hier nämlich (fast ident) die Ausstellung "LIVE" aufgebaut, die 1970 im Wiener Künstlerhaus die Fortschrittlichen ebenso begeisterte, wie sie Puristen verstörte. Ging es doch, so Lentos-Direktorin Stella Rollig, um das "Aushebeln des Tempels Museum und seiner Regelwerke".

Empfehlenswerter Katalog

Kuratiert von Andrea Bina, die auch einen hervorragenden Katalog dazu aufbereitete, wird hier nun das erwähnte "Riesenbillard" gezeigt, davor der raumkippende "Oxer", dahinter "Mind Expander", pneumatische und Plexiglasobjekte sowie Fotos und Zeichnungen von Raumerweiterungen, die an bestehende Gebäude gehängt wurden. Für viele auch heute noch ganz neue Ein- und Aussichten. Neu erlebt wird mit dieser punktgenauen Installation auch der Große Raum, der hiermit seinem Namen endlich und wirklich alle Ehre macht.

Info: 0732/ 7070/ 3602; www.lentos.at; Katalog: 18 Euro

Spaß auf dem Haus-Rucker-Riesenbillard im Linzer-Lentos Foto: Artner


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