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12.12.2005 - Kultur&Medien / Ausstellung | ![]() |
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Ein Sieg über die Sonne | ![]() |
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VON JOHANNA DI BLASI | ![]() |
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ZKM Karlsruhe. "Lichtkunst aus Kunstlicht" - mehr Erhellung, als dem Auge lieb ist. | ![]() |
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S Enzyklopädischer Ehrgeiz hat die Kuratoren - Peter Weibel
und Gregor Jansen - angetrieben, mehr Lichtkunst auszubreiten, als dem
Auge lieb ist. Herausgekommen ist eine Mischung aus Labor zur Erforschung
der Wahrnehmung, Lunapark und Lampenladen. Der Stromverbrauch ist enorm,
die Ökologie kein Thema. Man durchwandert die als urbane Landschaft
angelegte Schau tatsächlich mit der Retina, in die noch Stunden später
Nachbilder eingegraben sind. Wieso sehen wir überhaupt Licht?, ist eine selten
gestellte Grundfrage. Weibel beantwortet sie mit der Goetheschen
Sonnenhaftigkeit des Auges: "Die Augen sind evolutionäre Ausstülpungen der
Sonne selber." Aus dem breiten elektromagnetischen Spektrum nehmen wir
genau jenen Ausschnitt wahr, den die Sonne sendet. Fotografie und Film
wären ohne die mysteriösen Lichtteilchen und Wellen gar nicht denkbar.
Während ein James Turrell mit seinen nebligen Dunkelkammern sanft an Wahrnehmungs- und Orientierungsgrenzen heranführt, hantieren andere Künstler mit der Blendlaterne, einer alten Kriegstechnik, als wollten sie sich am oft unaufmerksamen Betrachter rächen. Herzflimmern riskiert, wer zu lange in Carsten Höllers oktopusartiger Schleife aus wärmenden Glühlampen verweilt, und in John M. Armleders Lichtraum mit zwölf rotierenden Discokugeln muss laufend das Aufsichtspersonal ausgewechselt werden, weil der Lichtzirkus auf Dauer ohnmächtig oder gar verrückt machen würde. Eigene Stränge sind in Karlsruhe mit gewohnter Sorgfalt aufgearbeitet worden, sie betreffen Hologramme, Laserkunst und das breite Feld der vor allem von den Minimalisten geschätzten und inzwischen ein konservatorisches Problem darstellenden Neonröhren. Heute verkriecht sich die Lichttechnik in die
Gegenstände. Wandschränke in Manager-Etagen wechseln diskret und
computergesteuert die Farbe. Kunst und Design sind austauschbar, etwa bei
Zaha Hadids Deckenlampenkreation "Chandelier Vortexx" (hergestellt von
Zumtobel Staff Dornbirn), die so viel kostet wie ein Eigenheim. Angela
Bullochs minimalistischer Dancefloor mit moderner LGB-Lichttechnik in 16
Millionen verschiedenen Farbvarianten und Siebziger-Jahre-Discomusik nennt
die Sponsorin und Hauptleihgeberin Francesca von Habsburg "hypnotisch" und
wiegt vergnügt die Hüfte. Mit von Habsburgs Thyssen-Bornemisza Stiftung
(Wien), der VAF-Stiftung (Rovereto) und dem drittgrößten deutschen
Energieunternehmen hat sich das Zentrum für Kunst und Medientechnologie
(ZKM) kurzgeschlossen, um die kulturelle "Leuchtturmfunktion" auszuüben,
die man von der Ideenschmiede erwartet. Ecke Bonk hat auf dem Dach des Hauses sogar echte
Leuchtturmtechnik installiert. Im Minutentakt werden Lichtsignale in die
Winternacht gesendet. In dem Maß, in dem digitale Navigationssysteme
Leuchttürme verdrängen, werden sie frei für die künstlerische
Beschäftigung. Im Zeitalter beschleunigter technischer Entwicklung liegt
die größte Chance der Kunst wohl im Kompensieren von
Modernisierungsverlusten. |
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