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10.06.2005 - Kultur&Medien / Kultur News
Kunst vs. Politik: Seife aus Berlusconi-Fett
Aus dem Fett, das sich der italienische Premier absaugen ließ, stellte der Künstler Gianni Motti eine Seife her. Zu begutachten auf der Kunstmesse Art Basel.

Das Schönheitsbewusstsein des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi hat nun auch künstlerische Konsequenzen: Aus dem Fett, das sich der 67-Jährige bei einer Schönheitsoperation absaugen ließ, stellte der italienische Künstler Gianni Motti nach eigenen Angaben eine Seife her. Präsentiert wird die Saufe in der kommenden Woche auf der Kunstmesse Art Basel  -  auch zum Kauf wird die Berlusconi-Seife angeboten. 

"Saubere Hände"

Das "hässlich graue" Stück nannte Motti "mani pulite" (saubere Hände). Sein Projekt sei als "Gegenbewegung zu den mafiösen Strukturen in Italien zur Korruption gedacht", erklärt Motti. Unter dem Namen "Mani Pulite" deckten Mailänder Staatsanwälte in den frühen 90er Jahren einen riesigen Korruptionsapparat in Italien auf und führten zum Sturz der damaligen politischen Klasse.

Bei dem Titel habe er an "Geldwäsche" gedacht sowie an die immer wieder erhobenen Vorwürfe einer mafiösen Verstrickung Berlusconis, sagte Motti der Tageszeitung "Die Welt" (Freitagausgabe).

"Den Hintern waschen"

"Ich dachte vor allem daran, dass Seifen oft aus Schweinefett hergestellt werden, und die Idee machte mir Spaß, dass man sich mit einem echten Stück Berlusconi den Hintern waschen kann", sagte der 47-jährige Künstler. Das Fett hatte er nach eigenen Angaben von der Klinik in der Nähe von Lugano erhalten, in der sich Berlusconi operieren ließ. Es sei eine "gallertartige Masse" gewesen, "die schrecklich stank, wie verdorbene Butter oder altes Frittieröl". Auf der Kunstmesse will er die Seife unter Plexiglas auf ein Podest stellen, bevor er sie für 15.000 Euro zum Kauf anbietet: Er befürchte, dass Berlusconi sie zurückkaufen werde, wie er das auch bei Pressefotos mache, aber setze darauf, dass der Regierungschef "moderne Kunst nicht wirklich zu schätzen" wisse, sagte Motti weiter.

Die Werke des seit Jahren in Genf lebenden "Shooting-Stars der Schweizer Kunst-Szene" zeichnen sich laut "Welt" durch eine Mischung von Anarchie, Subversion und Tollkühnheit aus. Seit kurzem stehe Motti in Verhandlungen mit Fidel Castro, den er dazu bringen wolle, ihm den kubanischen Küstenstreifen Guantanamo zu verpachten. Castro wolle die USA, die dort ihr Gefangenenlager für "ausländische Terroristen" betreiben, sowieso loswerden, sagte Motti der Zeitung. Die jährlichen US-Schecks für den Küstenstreifen löse er nie ein. Einen dieser Schecks hatte der kubanische Staatschef dem Künstler überlassen, den er nun auf der Biennale in Venedig ausstellen wird.

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