Visionäre Konzepte

Cedric Price ist der dritte Preisträger des seit 1998 vergebenen renommierten Friedrich-Kiesler-Preises für Architektur.


Der britische Architekt Cedric Price, Jahrgang 1934, wurde Montagnachmittag mit dem dritten Österreichischen Friedrich Kiesler-Preis für Architektur und Kunst ausgezeichnet.

Kunststaatssekretär Franz Morak (V) überreichte den mit 55.000 Euro dotierten Preis im Bundeskanzleramt. Die Laudatio hielt Architekt Colin Fournier. Die einleitenden Worte sprach Dieter Bogner.

Moraks Würdigung

"Mit Cedric Price wird einer der einflussreichsten Architekten unserer Zeit ausgezeichnet, ein Architekt, dessen Bedeutung für den zeitgenössischen architektonischen und städtebaulichen Diskurs nicht so sehr in den tatsächlich realisierten Bauten als vielmehr in seinen umwälzenden Ideen und theoretischen Konzepten zu finden ist, welche in ihrem Kern um das Thema von Zeit und Bewegung kreisen", so Kunststaatssekretär Franz Morak, bei der Preisverleihung an anlässlich der Verleihung des dritten Österreichischen Friedrich Kiesler-Preises für Architektur und Kunst an den britischen Architekten Cedric Price.

Unter Bezug auf die Aussage von Cedric Price, wonach "Kultur eine wesentliche Komponente des Wandels im Laufe der Zeit" sei und "durch Erzeugen und Konsumieren geschaffen" werde, "nicht aber durch identifizieren, klassifizieren und lagern" unterstrich Staatssekretär Morak diese nicht-ideologische Haltung zu den stets dem Wandel unterworfenen kulturellen Prozessen. "Die so erzielte Schwerpunktsetzung auf den lebendigen Prozess des Wandels und nicht auf die bloße Bewahrung und Einfrierung von kulturellen Ergebnissen verstehe ich nicht zuletzt auch als Richtschnur einer zeitgemäßen Kulturpolitik" betonte Morak abschließend.

Prices urbane Konzepte

Die Jury hatte ihre Entscheidung mit dem weit reichenden Einfluss begründet, den die urbanen Konzepte von Price auf den aktuellen Diskurs in Architektur und Kunst ausüben. Zentrale Gesichtspunkte sind dabei sein Widerstand gegen die Dauerhaftigkeit und die Beschäftigung mit dem Wandel. Price hat zwar wenig gebaut, doch seine Ideen und stadtplanerischen Konzepte haben ihm eine Art Kultstatus bei Architekten und Künstlern eingebracht.

Einen Zusammenhang mit dem Werk Friedrich Kieslers sieht die Jury in Price's Überzeugung, dass Gebäude flexibel und jederzeit für die Bewohner veränderbar sein sollten. Die vierte Dimension stelle für ihn das Design dar, was an Kieslers "Raumbühne" und "City in Space" denken lasse. Ähnlich wie Kiesler habe Prices transdisziplinärer Zugang die Grenzen zwischen den einzelnen Genres verwischt.

Architektur soll sich anpassen

"Generator" (Zum Vergrößern anklicken)

Charakteristisch sei sein entschiedener Widerstand gegen die Dauerhaftigkeit in der Architektur: Gebäude, so seine Forderung, sollen sich an die sich permanent verändernden Lebensgewohnheiten ihrer Bewohner anpassen können. Price antworte mit visionären Konzepten auf das jeweilige sozio-politische und kulturelle Umfeld, so die Jury.

Diese Haltung und die darauf beruhenden Interventionen im urbanen Raum - "Fun Palace" (1959-61), "Generator" (1978-80), "Magnet City" (1996) - haben Cedric Price einen "Kultstatus" bei Architekten und Künstlern eingebracht.

Price-Biografie

Cedric Price
Cedric Price

Cedric Price wurde 1934 in Stone, Staffordshire in Großbritannien geboren. Seine künstlerische Ausbildung umfasst MA at the University Cambridge (1955), AA Diploma an der Architectural Association (1957), RIBA (Royal Institue of British Architects, 1959). Von 1954 bis 1955 war er Präsident der Cambridge University Society of Arts. Von 1958 bis 1964 hatte Price einen halben Lehrauftrag an der Architectural Association School of Architecture in London.

1960 gründete Price das Londoner Büro Cedric Price Architects. 1968 war er Gründungsmitglied der London Subterranean Survey Association. Gemeinsam mit Frank Newby, MA Cantab, FI Struct E, und M Cons E gründete er 1969 die Lightweight Enclosures Unit in London. Von 1970 bis 1978 war Price Präsident des Quality of Life Committee, Science Policy Foundation Ltd. London. 1971 gründete er das Polyark - Architectural Schools Network. Von 1992 bis 1993 war Price First Senior Research Fellow der Architectural Association London.

"Magnet City"

Bogner: "Ein großer Visionär"

Dieter Bogner, der Vorsitzende der Kiesler-Stiftung, meint zum neuen Preisträger: "Cedric Price ist ein britischer Architekt, einer der großen Visionäre und Theoretiker der Architektur seit den 60er-Jahren, der sich heute einer ungeheuren Aktualität erfreut - durch seine Ideen, die Architektur als zeitabhängige Konstruktion zu sehen, die dem Wandel unterliegt, die ständig verändert werden soll und quasi mit dem Leben der Menschen leben soll."

Jury-Vorsitz von E. Köb

Der Jury saß Edelbert Köb vor. Weitere Mitglieder waren Günther Domenig, Hans-Ulrich Obrist, Lisa Phillips und Deyan Sudjic.

Bisherige Preisträger waren Frank O. Gehry (1998) und Judith Barry (2000), die beide aus den USA stammen.

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