Der britische Architekt Cedric Price,
Jahrgang 1934, wurde Montagnachmittag mit dem dritten Österreichischen
Friedrich Kiesler-Preis für Architektur und Kunst ausgezeichnet.
Kunststaatssekretär Franz Morak (V) überreichte den mit 55.000 Euro
dotierten Preis im Bundeskanzleramt. Die Laudatio hielt Architekt Colin
Fournier. Die einleitenden Worte sprach Dieter Bogner.
Moraks Würdigung
"Mit Cedric Price wird einer der einflussreichsten Architekten unserer
Zeit ausgezeichnet, ein Architekt, dessen Bedeutung für den
zeitgenössischen architektonischen und städtebaulichen Diskurs nicht so
sehr in den tatsächlich realisierten Bauten als vielmehr in seinen
umwälzenden Ideen und theoretischen Konzepten zu finden ist, welche in
ihrem Kern um das Thema von Zeit und Bewegung kreisen", so
Kunststaatssekretär Franz Morak, bei der Preisverleihung an anlässlich der
Verleihung des dritten Österreichischen Friedrich Kiesler-Preises für
Architektur und Kunst an den britischen Architekten Cedric Price.
Unter Bezug auf die Aussage von Cedric Price, wonach "Kultur eine
wesentliche Komponente des Wandels im Laufe der Zeit" sei und "durch
Erzeugen und Konsumieren geschaffen" werde, "nicht aber durch
identifizieren, klassifizieren und lagern" unterstrich Staatssekretär
Morak diese nicht-ideologische Haltung zu den stets dem Wandel
unterworfenen kulturellen Prozessen. "Die so erzielte Schwerpunktsetzung
auf den lebendigen Prozess des Wandels und nicht auf die bloße Bewahrung
und Einfrierung von kulturellen Ergebnissen verstehe ich nicht zuletzt
auch als Richtschnur einer zeitgemäßen Kulturpolitik" betonte Morak
abschließend.
Prices urbane Konzepte
Die Jury hatte ihre Entscheidung mit dem weit reichenden Einfluss
begründet, den die urbanen Konzepte von Price auf den aktuellen Diskurs in
Architektur und Kunst ausüben. Zentrale Gesichtspunkte sind dabei sein
Widerstand gegen die Dauerhaftigkeit und die Beschäftigung mit dem Wandel.
Price hat zwar wenig gebaut, doch seine Ideen und stadtplanerischen
Konzepte haben ihm eine Art Kultstatus bei Architekten und Künstlern
eingebracht.
Einen Zusammenhang mit dem Werk Friedrich Kieslers sieht die Jury in
Price's Überzeugung, dass Gebäude flexibel und jederzeit für die Bewohner
veränderbar sein sollten. Die vierte Dimension stelle für ihn das Design
dar, was an Kieslers "Raumbühne" und "City in Space" denken lasse. Ähnlich
wie Kiesler habe Prices transdisziplinärer Zugang die Grenzen zwischen den
einzelnen Genres verwischt.
Architektur soll sich anpassen
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Charakteristisch sei sein entschiedener Widerstand gegen die
Dauerhaftigkeit in der Architektur: Gebäude, so seine Forderung, sollen
sich an die sich permanent verändernden Lebensgewohnheiten ihrer Bewohner
anpassen können. Price antworte mit visionären Konzepten auf das jeweilige
sozio-politische und kulturelle Umfeld, so die Jury.
Diese Haltung und die darauf beruhenden Interventionen im urbanen Raum
- "Fun Palace" (1959-61), "Generator" (1978-80), "Magnet City" (1996) -
haben Cedric Price einen "Kultstatus" bei Architekten und Künstlern
eingebracht.
Price-Biografie
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Cedric Price |
Cedric Price wurde 1934 in Stone, Staffordshire in Großbritannien
geboren. Seine künstlerische Ausbildung umfasst MA at the University
Cambridge (1955), AA Diploma an der Architectural Association (1957), RIBA
(Royal Institue of British Architects, 1959). Von 1954 bis 1955 war er
Präsident der Cambridge University Society of Arts. Von 1958 bis 1964
hatte Price einen halben Lehrauftrag an der Architectural Association
School of Architecture in London.
1960 gründete Price das Londoner Büro Cedric Price Architects. 1968 war
er Gründungsmitglied der London Subterranean Survey Association. Gemeinsam
mit Frank Newby, MA Cantab, FI Struct E, und M Cons E gründete er 1969 die
Lightweight Enclosures Unit in London. Von 1970 bis 1978 war Price
Präsident des Quality of Life Committee, Science Policy Foundation Ltd.
London. 1971 gründete er das Polyark - Architectural Schools Network. Von
1992 bis 1993 war Price First Senior Research Fellow der Architectural
Association London.
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"Magnet
City" |
Bogner: "Ein großer Visionär"
Dieter Bogner, der Vorsitzende der Kiesler-Stiftung, meint zum neuen
Preisträger: "Cedric Price ist ein britischer Architekt, einer der großen
Visionäre und Theoretiker der Architektur seit den 60er-Jahren, der sich
heute einer ungeheuren Aktualität erfreut - durch seine Ideen, die
Architektur als zeitabhängige Konstruktion zu sehen, die dem Wandel
unterliegt, die ständig verändert werden soll und quasi mit dem Leben der
Menschen leben soll."
Jury-Vorsitz von E. Köb
Der Jury saß Edelbert Köb vor. Weitere Mitglieder waren Günther
Domenig, Hans-Ulrich Obrist, Lisa Phillips und Deyan Sudjic.
Bisherige Preisträger waren Frank O. Gehry (1998) und Judith Barry
(2000), die beide aus den USA stammen.
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