Götzis
(VN-ag) Im Ausstellungsprogramm des Bildungshauses
St. Arbogast scheinen immer wieder junge, ambitionierte Positionen
auf. Mit der 1969 in Graz geborenen, in Wien lebenden Judith Zillich
ist eine Künstlerin zu Gast, die den Malprozess über die
Auseinandersetzung mit der eigenen Person auslotet.
Die Ausschließlichkeit, mit der sich Judith Zillich dem
Selbstporträt verschrieben hat, beeindruckt. Eine Vielzahl von
Oberflächen ausbreitend, geht die künstlerische Arbeit von Judith
Zillich, die zunächst Philosophie studierte und dann die Hochschule
für Angewandte Kunst in Wien besucht hat, vielmehr in die Tiefe des
Malprozesses. In großen und in kleinen Formaten stellt sich Zillich
der Herausforderung des immergleichen Themas als bewusst eng
gehaltenem Spielraum. Dabei geht es nicht um das eine, gültige Bild
ihrer Person, schon gar nicht um Abbilden. Malerei fasziniert die
Künstlerin als ein zeitaufwändiges, unzeitgemäßes Medium mit
"innerer, emotionaler Wahrnehmungsrealität".
Subjekt - Objekt
Als Modell vor dem Spiegel entwirft die Künstlerin ein
Bild von sich, das zwischen Intimität und öffentlich gemachter
Privatheit angesiedelt ist.
Die Ambivalenz dieser Situation findet ihren Niederschlag in
knapp gewählten Bildausschnitten, vom Bildrand abgeschnittenen
Figuren, in verfremdeten Gesichtern oder auf collagierten
Häkelstrukturen.
Diesem Code von Offenlegen und Verdecken entspricht auch die
meist komplementär gewählte Palette der Farbtöne.
Entgegen dem traditionalistischen Medium und Genre gelingt Judith
Zillich ein zeitgemäßer Zugang zum Thema. Aspekte der Wahrnehmung
und Verfremdung werden ebenso angetönt wie die Frage, was eine
Person ausmacht.
Es ist kein festgefügtes Bild, das man aus der Ausstellung
mitnimmt. Schon eher ein Gefühl oder die Idee von einer Person.
Und obschon man der Dargestellten in den zahlreichen
Selbstporträts x-mal gegenübertritt, ist es zweifelhaft, ob man die
Frau auf der Straße überhaupt erkennen würde. Denn je mehr man von
ihr sieht, desto geheimnisvoller wirkt die Porträtierte.
Porträts von Judith Zillich