"The Morning Line" als ambitionierte Klangarchitektur auf dem Schwarzenbergplatz
Klang in der Schneeflocke
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Matthew Ritchie untersucht auf dem Schwarzenbergplatz einen Klangraum,
der nur scheinbar geschlossen ist. Foto: Hurnaus / T-B A21 2011
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Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer
![Aufzählung Aufzählung](00093640-Dateien/wzfeld.gif)
Die luftigen, ornamentalen, schwarz gefärbten Alu-Bauteile springen
sofort ins Auge: Stationen hatte der Soundpavillon "The Morning Line"
zuvor in Sevilla und Istanbul gemacht. Nun hat ihn der New Yorker
Künstler Matthew Ritchie gemeinsam mit den Architekten Benjamin Aranda
und Chris Losch sowie technischen Konstrukteuren der Arup AGU auf dem
Schwarzenbergplatz aufgestellt. Hier wird das unhier archische Gebilde
zwischen Skulptur, Architektur als Plattform für experimentelle
Hörerlebnisse von 8. Juni bis 20. November dienen.
Von 11 bis 20 Uhr werden bei freiem Eintritt verschiedene
Kompositionen internationaler Komponisten von Japan über Amerika, der
Türkei und ganz Europa angeboten.
So werden Passanten mit "zeitgenössischen sozialen
Relationstechniken" von sich überschneidenden Künsten nicht nur
angesprochen, sondern auch aktiviert. Prinzipiell unhierarchisch gebaut,
erschließt sich der interdisziplinäre Pavillon als ein von allen Seiten
begehbarer multidimensionaler Tonraum, der seine Vorbilder zwar in
Expo-Pavillons der Moderne hat, etwa bei Le Corbusier und Iannis
Xenakis.
Die einzelnen Steckelemente erinnern jedoch an fraktale Geometrie.
Die in Teile gebrochenen Bauteile ähneln etwa einer Schneeflocke oder
dem Wachstum mancher Pflanzen.
Vor dem Hochstrahlbrunnen wird dieser zum offenen Hörraum für alle
Publikumsschichten aufgefaltete ornamentale Scherenschnitt jedenfalls zu
einem besonderen Beitrag von Kunst im öffentlichen Raum. Francesca
Habsburg nennt in einem persönlichen Statement für die "Wiener Zeitung"
ihre kollaborative Plattform ein ambitioniertes öffentliches Raumprojekt
und eine "Trademark", für die etwa 100 Mitglieder einer Art Familie für
eine höhere Vision als "Pioniere auf diesem Feld" arbeiten.
Akustische Experimente
Dafür konnte sie nicht nur die Vizebürgermeisterin, sondern auch den
Bezirk und das Stadtgartenamt begeistern. Neun neue ortsspezifische und
fünfzehn bereits erstellte Kompositionen werden hier zu hören sein. Bei
der Eröffnung vom Japaner Yasunao Tone, dem Deutschen Carsten Nicolai
und dem Österreicher Franz Pomassl, der in Wien auch als Gastkurator für
T-B A 21 der Neukompositionen fungiert. Den musikwissenschaftlichen
Teil trägt das Music Research Center der York University. Wien ist für
Francesca Habsburg besonders wichtig, da es hier eine sehr aktive Szene
elektronischer Musik gibt.
Von 8. bis 11. Juni wird ein "Soundfestival for spatial sound and
advanced music composition" stattfinden, teils unter freiem Himmel zum
Lauschen der akustischen Experimente und mit einem Symposium im
Stadtkino.
Klanginstallation
The Morning Line
Schwarzenbergplatz
Bis 20. November
Printausgabe vom Dienstag, 07. Juni 2011
Online seit: Montag, 06. Juni 2011 17:01:00