Kultur

"Es geht um die Wahrheit des Fühlens"

09.08.2007 | SN
China in Salzburg: Xie Nanxing, Wang Fu und die Zhou Brothers unterrichten an der Sommerakademie - Aktuelle Ausstellungen

Gudrun WeinzierlSalzburg (SN). Noch nie war in einem Salzburger Festspielsommer so viel bildende Kunst aus China und von Chinesen zu erleben wie heuer. Vier dieser Künstler, Xie Nanxing, die Zhou Brothers sowie Wang Fu unterrichten außerdem an der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst.

Xie Nanxings Bilder haben oft Fotos, Videos oder TV-Bilder als Grundlage. Durch frei übertragene, extreme Vergrößerung dieser Sujets auf die Leinwand entstehen unscharfe, wie hinter einem Schleier liegende Bilder von beunruhigender Stimmung. Neun dieser großformatigen Gemälde sind derzeit in der Ausstellung "Mahjong" im Museum der Moderne auf dem Mönchsberg zu sehen.

Xie Nanxing lebt und arbeitet in Beijing und Chengdu. Das gegenwärtige Interesse an chinesischer Gegenwartskunst und ihren Einfluss auf den Westen relativiert er im SN-Gespräch: "Ich bin nicht sicher, ob es tatsächlich so großes Interesse an Inhalten und Ausdrucksformen chinesischer Kunst gibt. Allerdings hat der Kunstmarkt großes Interesse an Neuem."

Seine "Sprache der Malerei" sei ein ständiges Forschen und ein Entdecken dessen, was Identität sei und welche Methode anzuwenden sei, um seine persönliche Kraft herauszukehren. "Die Gesellschaft wandelt sich so schnell, da ist der Prozess Identität zu finden, andauernd aktuell", sagt Xie Nanxing. In der Rezeption von Bildern Mao Zedongs sehe er ein Symbol für eine kontroversielle Idee - vergleichbar mit unserem Umgang mit Bildern von Napoleon oder Che Guevara.

"Überall in China wird das Bildnis von Mao mit unterschiedlichen Bedeutungen verwendet", bestätigen auch die Zhou Brothers, die von den USA aus wieder sporadisch nach China zurückkehren.

Wang Fu lebt nach seinem Studium in China seit 20 Jahren in Deutschland. "Mir ist es wichtig, die Grenzen zwischen den Kontinenten, den Ländern im Physischen wie auch in der Kunst zu überschreiten", sagt Wang Fu. Eine ab 1998 entstandene Arbeit, die bis 30. September in der Galerie Ruzicska in Salzburg ausgestellt ist, kann für seinen Ansatz, dass Kunst und Ideen oszillieren sollen, typisch sein: "Schillerndes Wasser" bestand ursprünglich aus 150 einzelnen, aus Holz ausgesägten bunt bemalten Fischen. Die noch verbliebenen 125 Stück können - beliebig komponiert und an Wänden oder Decken montiert - in kleinen Gruppen erworben werden. "Die Fische sind wohl auch ein Glückssymbol und in der chinesischen Kultur sehr wichtig", sagt Wang Fu. "Hier habe ich aber auch auf den Fisch in der westlichen Symbolik hingewiesen - als ein zentrales Zeichen im Christentum, eine Quelle, ein Ursprung."

Dem spielerischen Fließen der Installation stellt er ein eruptives Tafelbild gegenüber. Wie ein Vulkan - in Gelb, Orange, Rot und schwarz sich auftürmenden Wolken - verweist "Prima materia" auf einen anderen Ursprung - den Urknall.

Wurzeln aufgeben zu Gunsten der Befreiung Dieser Verweis auf das Ursprüngliche war bis Anfang der 1990er Jahre auch eine Botschaft der Zhou Brothers. "Seither wollen wir aus der Bindung an die Zeit heraustreten und uns vom Leben inspirieren lassen, von dem was rund um uns geschieht und das durch eine Tür in Kunst transformieren. Es geht uns - auch im Unterricht - um die Wahrheit des Fühlens, das soll zur Malerei führen", erläutert Shan Zuo. "Amerika stehe in einer viel kürzeren kulturellen Tradition als Europa und China. Das hat es leichter gemacht, Wurzeln und historisches Wissen zu Gunsten einer emotionalen und befreiten Malerei aufzugeben."

Die Brüder emigrierten in den 80er Jahren nach Chicago und sehen sich selbst als "Americans, born in China". Shan und Da Huang Zhou erarbeiten stets gemeinsam ein Werk. Seit 1. August sind ihre neuesten Monotypien mit schwarzen Figuren im Stil des "action painting" in der Galerie im Traklhaus zu sehen. Dazu ist der Katalog zu ihrer zehnjährigen Lehrtätigkeit in Salzburg erschienen.

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